Nach dem Güterbahnhof wird auch das Areal auf der anderen Seite der Gleise zum Entwicklungsgebiet erklärt.

Nürtingen - Die Stadt Nürtingen will vermeiden, dass ihr mit der östlichen Bahnstadt dasselbe passiert wie mit dem Güterbahnhofareal. Die Stuttgarter Objektgesellschaft Neue Weinsteige hatte vor einigen Wochen das Gleis-13-Areal von Aurelis Immobilien gekauft und damit die 8000 Quadratmeter große städtebaulich wichtige Fläche der Stadt weggeschnappt. Nun ist auch das Gelände auf der anderen Seite der Gleise ausgeschrieben.

 

Nürtingen will bis zum 15. November der DB Services Immobilien ein eigenes Angebot unterbreiten. Zwar kann es durchaus sein, dass die Stadt auch dieses Mal den Kürzeren zieht. Um seine Chancen im Preispoker zu verbessern, will sich das Rathaus das Vorkaufsrecht sichern. Dies bedeutet, dass sie bei einem gleichwertigen Angebot gegenüber Mitbietern den Zuschlag erhalten würde.

Zur Wahrung ihrer Interessen hat die Stadt nun auch eine Veränderungssperre für das rund 2,6 Hektar große Gebiet beschlossen. Ein Investor könnte für die Dauer von zwei Jahren nicht an der Stadt vorbei Projekte forcieren. Das faktische Bauverbot kann erst um ein Jahr und dann noch einmal um ein weiteres Jahr verlängert werden. „Es passiert hier nichts, was den Zielen der Stadtentwicklung entgegensteht“, versprach der Oberbürgermeister Otmar Heirich in der jüngsten Gemeinderatssitzung am Dienstagabend.

Ein Rahmenplan soll auch die Umgebung einbeziehen

Laut dem Planungsamtsleiter Michael Paak sind die östliche Bahnstadt und das alte Güterbahnhofgelände „ganz zentrale Entwicklungsbereiche für Nürtingen“. Letztlich soll das Gebiet auch zu einer Anbindung der bisher von den Besucherströmen weitgehend abgeschnittenen Kirchheimer Vorstadt dienen. Wegen der hohen städtebaulichen Bedeutung will die Stadt nun unter Beteiligung der Bürger einen Rahmenplan aufstellen, der neben der östlichen Bahnstadt und dem Gleis-13-Areal auch den Zentralen Omnibusbahnhof einbezieht. Geplant ist, diesen auf das Güterbahnhofsgelände zu verlegen, um auf dem innenstadtnahen ZOB-Gelände Einzelhandelsflächen zu gewinnen. Notgedrungen muss die Stadt darüber mit der neuen Eigentümerin des Gleis-13-Areals, der Firma Neue Weinsteige, verhandeln.

In der östlichen Bahnstadt soll die Plochinger Straße besser an die Säerstraße angebunden werden. Ansonsten sind die Pläne für das Gebiet, in dessen Einzugsbereich sich mehrere Schulen befinden, eher vage. Anvisiert sind „Einrichtungen für den Gemeinbedarf“. Als konkretes Vorhaben steht der Bau einer dreiteiligen Sporthalle im Raum. Bereits seit einiger Zeit lotet die Stadt mögliche Standorte aus. Otmar Heirich zufolge ist aber noch keine Entscheidung gefallen. Die Sporthalle dient dem Rathaus vielmehr als eine Art Platzhalter, um ein öffentliches Interesse an der Entwicklung der östlichen Bahnstadt zu dokumentieren. Ein solches gilt als Voraussetzung, um überhaupt ein Vorkaufsrecht beanspruchen zu können.

Aus einem Gartenbaumarkt ist nichts geworden

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Wolfgang Wetzel wollte wissen, warum sich die Stadt dieses Recht nicht schon für das Güterbahnhofgelände gesichert hatte. Hinter die geplante Verlegung des ZOB ein öffentliches Interesse zu stellen, sei schwierig gewesen, lautete Otmar Heirichs Antwort. „Denn wir haben ja schon einen Busbahnhof“, erklärte der Nürtinger Oberbürgermeister in der Ratsrunde.

Peter Rauscher (Nürtinger Liste/Grüne) regte an, einen Blick in die alten Verträge mit der Bahn zu werfen. Die Stadt hatte einst für den Aufbau der Verkehrsinfrastruktur der Bahn Flächen entweder geschenkt oder zu günstigen Konditionen überlassen. Das Rathaus solle nun prüfen, „ob wir diese Gebiete kostenlos oder mit billigem Geld wiederbekommen“, so Rauscher. Laut Otmar Heirich tendieren die Erfolgsaussichten gegen Null. In ähnlich gelagerten Fällen hätten Gerichte jeweils entschieden, dass „kein kostenloses Rückfallrecht“ bestehe.

Neben der jetzt beschlossenen Veränderungssperre ist auch der Bebauungsplanentwurf aus dem Jahr 1997 gekippt worden. Dieser hatte für die östliche Bahnstadt Platz für einen Gartenbaumarkt, Gewerbeflächen und Parkplätze vorgesehen. Die Pläne wurden aber nicht weiterverfolgt und gelten inzwischen als überholt.