Nun ist auch der Philosoph Peter Sloterdijk für eine „authentische Sanierung“ des Gebäudes. Der ehemalige Stuttgarter Regierungspräsident möchte sich ebenfalls in das Engagement einklinken.

Nürtingen - Die Liste prominenter Unterstützer, die für einen sorgsamen Umgang mit dem Nürtinger Hölderlinhaus plädieren, wird länger. Nach den Schriftstellern Peter Härtling und Navid Kermani gesellt sich nun auch der Philosoph Peter Sloterdijk zu der Reihe derer, die einen entsprechenden Appell des Vereins Hölderlin- Nürtingen an die Stadt und den Gemeinderat mittragen. Zudem steht auch der ehemalige Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl dem Engagement des Vereins positiv gegenüber. Dessen zentrale Forderung lautet: Verzicht auf die geplante Aufstockung des Hölderlinhauses und eine Sanierung im Bestand.

 

Entlassung verhindert Kontakt zum Nürtinger Rathaus

„Liebe Frau Dolde“, schrieb am 28. Mai der damals noch amtierende Regierungspräsident an die Vorsitzende des Nürtinger Hölderlinvereins im sozialen Netzwerk Facebook. „Ich bewundere Ihr großartiges Engagement und das Ihrer Mitstreiter. Ich werde am Montag auf Herrn Oberbürgermeister Heirich zugehen und einmal ausloten, ob es da nicht doch eine Lösung geben kann, trotz der bekannten Haushaltslage. Herzliche Grüße in unsere Dichterstadt Ihr Johannes Schmalzl.“ Doch dazu kam es nicht mehr, weil just danach die neue Landesregierung die Demission Johannes Schmalzls beschloss.

Dieser sah sich durch diese Entwicklung gezwungen, Ingrid Dolde auf seinen Nachfolger im Amt, Wolfgang Reimer, zu verweisen. Dessen unbeschadet will sich Johannes Schmalzl dennoch in die Diskussion „einklinken“, wie er sagt – „aber natürlich nicht mehr offiziell, sondern als Privatmann“, fügt er hinzu. Mit der vorgesehenen Aufstockung soll der vorhandene Platz im Hölderlinhaus so erweitert werden, dass die Volkshochschule in einem Bildungszentrum Schlossberg ihr Raumprogramm verwirklichen kann. Seit rund zwei Jahren versucht die Vereinsvorsitzende Ingrid Dolde beharrlich die Entscheidungsträger in der Stadt davon zu überzeugen, dass ein Verzicht auf die Aufstockung und ein originalgetreuer Rückbau die bessere Lösung sei. Der Verein befürchtet den Verlust von historischer Bausubstanz und dass das Gebäude als ehemaligen Wohnhaus Friedrich Hölderlins „unglaubwürdig“ würde.

Stadt hat das Projekt aus Geldmangel auf Eis gelegt

Eine neue Wende nahm die Debatte, als der Gemeinderat bei der Haushaltsverabschiedung im März das Projekt Bildungszentrum wegen Geldmangels der Stadt auf Eis legte. Der Hölderlinverein macht sich nun für eine Sanierung im Bestand stark. Zudem will er erreichen, dass das Hölderlinhaus unter Denkmalschutz gestellt wird. Die Chancen dafür stehen allerdings nach wie vor nicht gut. Dann nach Einschätzung der Landesdenkmalbehörde fehlen dafür die Voraussetzungen – vor allem deshalb, weil das Gebäude im Lauf seiner Geschichte mehrfach umgebaut worden war.

Gleichwohl hätte die Stadt Nürtingen die Möglichkeit, aus eigenem Antrieb das Haus de facto als ein Denkmal zu behandeln – mit allen damit verbundenen Einschränkungen bei der Nutzung. Doch davon will der Oberbürgermeister Otmar Heirich nichts wissen. Er hält an den Aufstockungsplänen fest. Entweder würden diese realisiert, oder das Nürtinger Hölderlinhaus werde im Jubiläumsjahr 2020, in dem der 250. Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin gefeiert wird, eben nicht in frischem Glanz erstrahlen.