Die Gedenkinitiative NS-Opfer erinnert an Ludwig Knauß. Der Kommunist und Stadtrat aus Nürtingen tauchte im Jahr 1933 unter. Nun ist ein Teil seiner Biografie an der Kreuzkirche zu lesen.

Nürtingen - Ludwig Knauß hat geahnt, dass ihn die Nationalsozialisten nach der Machtergreifung verfolgen würden. Vor der Reichstagswahl am 5. März 1933 hatte der Nürtinger für die KPD noch Wahlplakate geklebt. Fünf Tage später – just als auch in Nürtingen schon die Verhaftungen begannen – tauchte Ludwig Knauß mit seinem kommunistischen Gemeinderatskollegen Rudolf Schulmeister unter.

 

Die Biografie des kommunistischen Stadtrats haben Annette Planck und Raya Fraenkel von der Gedenkinitiative für die Opfer und Leidtragenden des Nationalsozialismus in Nürtingen recherchiert. Eine Zusammenfassung ist derzeit am „Denkort“ an der Kreuzkirche zu lesen.

Knauß hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Erfahrung mit staatlicher Verfolgung. Im Jahr 1922 war er für die KPD in den Nürtinger Gemeinderat gewählt worden, zwei Jahre später kam er dann in „Schutzhaft“ in Stuttgart, 1925 wurde er weitere fünf Monate inhaftiert.

1940 vom französischen Militär eingezogen

Der gelernte Schreiner war im 1. Weltkrieg Infanterist. Nach dem Krieg trat er aus der SPD aus und gründete zusammen mit Gleichgesinnten eine KPD-Ortsgruppe. Die Flucht 1933 führte ihn nach Frankreich. Seine Frau Margarete folgte ihm wenige Monate später mit der gemeinsamen Tochter Ingeborg. Im Alter von 47 Jahren wurde Knauß 1940 als ausländischer Arbeitssoldat zum französischen Militär eingezogen. Seine Frau und seine Tochter wurden mit anderen Migrantinnen im Lager Gurs in den Pyrenäen interniert. Da Ludwig Knauß Soldat war, erhielten sie den Befreiungsschein – kurz bevor die Insassen in die Konzentrationslager deportiert wurden. Über Irrwege erreichten Frau und Tochter Montauban, wo Ludwig stationiert war. Inzwischen reichte der Arm der Gestapo bis nach Frankreich. Ludwig entzog sich einer Verhaftung durch Unterstützung der örtlichen Bevölkerung, unter anderem mit dem Decknamen „Louis Thoma“.

Das AWO-Heim trägt Ludwig Knauß’ Namen

Ludwig Knauß überlebte den Krieg und kehrte im Jahr 1946 zurück nach Nürtingen, wo er als Gemeinderat weiter politisch aktiv blieb. „Als glänzender Redner ließ er sich im bürgerlichen Nürtinger Rat nie seine kritische Überzeugung verbieten“, so Annette Planck und Raya Fraenkel. 25 Jahre lang war Knauß auch Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt. Das 1973 in Roßdorf gebaute AWO-Haus erhielt den Namen Ludwig-Knauß-Heim.