Aus Sicht des Forums Wörth verstößt das Bauvorhaben am Neckar gegen das Gesetz. Der Stadtrat wird zu einer Korrektur aufgefordert.

Nürtingen - Die Häuser am Nürtinger Neckar dürfen, so wie sie geplant sind, überhaupt nicht gebaut werden. Davon ist das Forum Wörth überzeugt. Die Pläne der Stadt verstießen gegen das Wasserhaushaltsgesetz, meinen die Gegner des Wohnbauprojekts. Die rund zwei Hektar große Fläche zwischen dem Ruderclub und dem Steinachdreieck sei wegen des derzeit unzureichenden Hochwasserschutzes als Überschwemmungsgebiet einzustufen. Per Gesetz dürfte dort nur gebaut werden, wenn das Vorhaben unter anderem „den Wasserstand und den Abfluss bei Hochwasser nicht nachteilig verändert“, zitiert das Forum aus dem Paragraf 31b.

 

Gestützt auf die Expertise des Büros Winkler und Partner geht das Nürtinger Rathaus davon aus, dass die geplanten zwei Häuserreihen in dem Gebiet den Pegel bei Hochwasser nicht beeinflussen. Die Berechnungen der Ingenieure seien falsch, moniert Raimund Braun für das Forum Wörth. Daher sei der Wohnpark in seiner vorgesehenen Form auch nicht genehmigungsfähig, so Brauns Schlussfolgerung. Das Rathaus hingegen hält die Planung für „wasserdicht“.

Eine einreihige Bebauung wird als Alternative gesehen

Als Alternative schlägt das Forum eine vom Neckarufer abgerückte, einzeilige Bebauung vor. Dabei würde der durch die neue Gefahreneinschätzung des Landes nun ohnehin fällige verbesserte Hochwasserschutz ebenfalls nach hinten wandern. Bei Hochwasser könnten sich die Fluten auf der hinzugewonnenen Überschwemmungsfläche verteilen. Wenn dann noch der aktuell bestehende Damm abgetragen würde, hätte das Wasser insgesamt so viel Platz, dass der Pegel nicht anstiege. Damit hielte die einreihige Bebauung im Unterschied zu der zweireihigen den gesetzlichen Vorschriften stand, meint das Forum.

Diese Kritik haben die Projektgegner bereits gegenüber dem Rathaus formuliert. Die Einsprüche der Bürger sind inzwischen geprüft. Am Montag diskutiert der Bauausschuss über die Einwendungen in nichtöffentlicher Sitzung. Dass dieses für Nürtingen bedeutende städtebauliche Vorhaben erst hinter verschlossenen Türen behandelt wird, um dann wie beabsichtigt am 2. Oktober vom Gemeinderat beschlossen zu werden, ärgert das Forum Wörth sehr.

Eine stärkere Einbindung der Bürger in Entscheidungen und mehr Transparenz hatte Oberbürgermeister Otmar Heirich noch im vergangenen Oktober während des OB-Wahlkampfs versprochen. Von daher fragte Klaus Nägele vom Forum in der vergangenen Bauausschusssitzung den Technischen Beigeordneten Andreas Erwerle, warum am Montag nichtöffentlich beraten werde. „Das hat der Oberbürgermeister so angeordnet“, erklärte Erwerle. Beim Forum Wörth hat sich der Eindruck verfestigt, dass die Nürtinger Verwaltung und Teile des Gemeinderats sich bewusst taub stellen. Es gehe allein darum, das Projekt der in Nürtingen ansässigen Siedlungsbau Neckar-Fils „durchzudrücken“, so Raimund Braun. „Wir wollen die Bevölkerung wachrütteln, damit man nicht sehenden Auges einen langfristig wirkenden Fehler macht“, sagt Brauns Mitstreiterin Julia Rieger.

Ein Streitpunkt sind auch die Kosten. Während die Stadt bei einer einreihigen Bebauung ein Minus von 3,6 Millionen Euro errechnet hat, spricht das Forum von „aus der Luft gegriffenen“ Zahlen. Karl-Heinz Frey vom Landesnaturschutzverband deutet in Richtung Nagold, Rottweil, Horb oder Heidelberg. In all diesen Städten werde auch wegen des Hochwasserschutzes Abstand zum Fluss gehalten. „Warum geht das nicht in Nürtingen?“, fragt er.