Beim Nürtinger Maientag sind alle Generationen auf den Beinen. Ein Höhepunkt jagt den nächsten, aber die Kinder stehen vor allem beim großen Umzug im Mittelpunkt.

Region: Corinna Meinke (com)

Ein Fest für die ganze Familie, das ist der Nürtinger Maientag schon immer. Auch an diesem Wochenende sind wieder viele Nürtingerinnen und Nürtinger auf den Beinen, um die Tradition mit Leben zu erfüllen. Gefeiert wird in der ganzen Stadt und auf dem Festplatz im Stadtteil Oberensingen.

 

„Die Liebe zu unserer Stadt ist durch nichts aufzuwiegen“, erklärte der Oberbürgermeister Johannes Fridrich bei der traditionellen Brotübergabe der Nürtinger Landjugend am Samstag. Und dass es mit der Bewerbung um das Siegel Immaterielles Weltkulturerbe nicht geklappt habe, sei deshalb eigentlich egal.

Familien und Kinder feiern ein Wochenende lang

Voller Vorfreude strebten auch Mia und ihre Schwester in die Stadt. Sie besuchen die Nürtinger Roßdorfschule und gingen als Astronautin und Vogel zum Umzug. Ihre bunten Kostüme hatten sie gemeinsam mit ihren Klassen im Unterricht gebastelt. Mia trug zwei kleine Raketen auf dem Rücken, die sie aus grau bemalten Plastikflaschen gefertigt hatte. Und der feurige Antrieb bestand aus gelben und roten Streifen Krepppapier.

Seit Generationen wird in Nürtingen dieses bunte Fest gefeiert, bei dem die Kinder im Mittelpunkt stehen. Für die Schulkinder ist es Ehrensache dabeizusein, auch wenn für den Umzug der halbe Samstag drauf geht.

Der Vergnügungspark lockt noch bis Montag große und kleine Gäste. Foto: Corinna Meinke

Belohnt wurde der Einsatz mit dem Beifall der vielen Schaulustigen, die sich an der Umzugsstrecke aufgestellt hatten. Auch vor dem Rathausplatz drängten sich die Menschen, die der Musik der Fanfarenherolde der Musikschule, der Stadtkapelle und dem Maientags-Jugendspielmannszug lauschten.

Die Nürtinger Landjugend führte den traditionellen Bändertanz auf und ihre Sprecherin Katharina Hermann mahnte in ihrer Rede mehr Planungssicherheit für die Nürtinger Landwirte an, die angesichts häufig wechselnder politischer Vorgaben oft nicht wüssten, wie sie ihre Betriebe für die Zukunft aufstellen sollen. Das erschwere neben den Herausforderungen des Klimawandels auch dem Nachwuchs die Entscheidung für eine Betriebsübernahme, erklärte sie mit Blick auf die versammelten Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie die Bundestagsabgeordneten Matthias Hiller (CDU), Nils Schmid (SPD) und Matthias Gastel (Grüne).

„Eigentlich müssten sie hier oben auf dem Podest stehen“, sagte der Oberbürgermeister mit Blick auf die Landjugend unter Beifall, denn die Landwirtschaft sei „nicht irgendeine Branche, sondern unsere Lebensgrundlage“.

Karussells, Biergarten und Live-Musik

Noch bis Montagabend kann in Nürtingen gefeiert werden und dabei steht das Festgelände mit seinem Vergnügungspark und Küblers Biergarten mit den Livemusikbands im Mittelpunkt. Diesmal gebe es ein noch größeres Speisenangebot für die Gäste, und zum ersten Mal bereichere auch ein Fliegender Teppich die zahlreich angereisten Fahrgeschäfte, berichtete David Kübler. Sein Vater Dietmar Kübler fungiert nicht nur als Nürtinger Festwirt, sondern kann auch auf eine mehr als 100-jährige Familientradition als Schausteller blicken.

Nach den Aufregungen vom vergangenen Jahr, hoffen die Schausteller diesmal wieder auf ein reibungsloses Fest. 2024 mussten sie um den Vergnügungspark und teils um ihre Existenz bangen und hatten reichlich Mehrarbeit zu stemmen.

Weil nach einer Regenperiode damals der Pegel des Neckars immer weiter stieg und der Festplatz in Nürtingen-Oberensingen überflutet zu werden drohte, mussten die Schaustellerfamilien die Reißleine ziehen und ihre Fahrgeschäfte samt dem Fuhrpark auf der benachbarten Bundesstraße 313 auf festem Boden in Sicherheit bringen. Dort verbrachten alle Beteiligten auch die Nacht in ihren Wohnwagen, bevor sie am nächsten Tag zurückkehren konnten und damit zweimal den Vergnügungspark aufbauen mussten.