Während der russische Angriffskrieg in der Ukraine tobt, versuchen Vereine wie die in Nürtingen ansässige Kinderhilfsorganisation ChildFund Deutschland zu helfen, wo es nur geht – Spenden für den Winter sind sehr willkommen.

Region: Corinna Meinke (com)

Den Menschen in der Ukraine steht ein schwerer dritter Kriegswinter bevor. Schon jetzt erschweren verschärfte Angriffe auf die Infrastruktur das Heizen und die Versorgung mit genügend Strom, davon sind viele Familien mit Kindern betroffen. Das berichten der Vorstand Alexander Busl und sein Team der in Nürtingen ansässigen Kinderschutzorganisation ChildFund Deutschland, die auf eine anhaltende Spendenbereitschaft hoffen.

 

Es gehe darum, die Menschen vor allem mit Nahrung, Wasser, Medikamenten und Hygieneprodukten zu versorgen und damit humanitäre Hilfe zu leisten. Und zu Beginn des Winters seien warme Kleidung, Schlafsäcke und Decken ebenfalls dringend notwendig, ergänzt Busl.

Bildung und Gesundheit in der Ukraine fördern

Im vergangenen Jahr habe der Verein diese Hilfe in 20 ukrainischen Regionen leisten und damit rund 55 000 Menschen erreichen können, heißt es in einem Freundesbrief der Organisation vom Februar 2023. Doch gleichzeitig wollen die Nürtinger Akteure auch ihre Projekte in den Bereichen Bildung und Gesundheit vorantreiben, die zum Teil seit Jahren bestehen und damit bereits in der Zeit vor dem russischen Angriffskrieg umgesetzt wurden. Je nachdem von welcher Regierungsorganisation sie finanziell wie unterstützt werden, sollen diese Aktivitäten weiter ausgebaut und spezifiziert werden.

Ohne die lokalen Partner, darunter viele Ehrenamtliche, würde die Hilfe in der Ukraine nicht ankommen, das wird im Gespräch mit Busl und den Programmkoordinatorinnen Nicole Peckhaus und Marie Röder deutlich. Inzwischen beschäftigt ChildFund in der Ukraine außerdem sieben Mitarbeitende, die die Projektarbeit vor Ort begleiten und umsetzen.

Es sei berührend zu erleben, wie sich beispielsweise Lehrerinnen und Lehrer von morgens bis abends in die Arbeit stützten, weil sie ihren Beitrag leisten wollen, sagt Nicole Peckhaus, die bei ChildFund als Teamleitung Humanitäre Hilfe agiert. Erst vor drei Wochen ist Peckhaus aus der Ukraine zurückgekehrt. In Kiew und im westlich gelegenen Lwiw nehme das Alltagsleben seinen Lauf, die Bars und Läden hätten geöffnet und wenn es Luftalarm gibt, prüften die Menschen, bevor sie einen Schutzraum aufsuchen, über Apps, ob ihr Gebiet betroffen sein könnte. Und wie Peckhaus berichtet, seien immer mehr Familien von der Rekrutierung weiterer Soldaten betroffen. Man könne nie sicher sein, ob der Vater, Bruder oder Ehemann nicht plötzlich einem Rekrutierungskommando in die Arme laufe und zur Armee eingezogen würde. Das sei eine zusätzliche starke Belastung. Das alles habe etwas sehr Surreales.

Ein Programm für vom Krieg traumatisierte Kinder

Gemeinsam mit ukrainischen Partnerorganisationen wie beispielsweise Yellow-Blue Wings versuchen die Nürtinger Akteure unterdessen ukrainischen Kindern und ihren Familien zu etwas Normalität in ihren Alltag zu verhelfen, beispielsweise bei der Rückkehr in ihre Häuser. Neben der humanitären Soforthilfe finanziert der in Nürtingen ansässige Verein auch Ferienangebote auf Basis der bereits in Israel an kriegstraumatisierten Kindern erprobten Methode „Healing Forest“, bei der Naturerlebnisse für die mentale Stärkung genutzt werden. Auch die Trainer sollen damit resilienter werden und ihre Kenntnisse an Lehrer an 200 Schulen weitergeben, berichtet Marie Röder. Großes Lob findet Busl für das digitale Homeschooling, mit dem das Bildungssystem in der Ukraine erfolgreich am Laufen gehalten werde. Hilfreich seien auch Lernprogramme wie „Learn with Your Ears“, das weltweit von 500 000 ukrainischen Schülern genutzt werde sowie die Unterrichtskisten „Chest for Shelter“, die in Schutzräumen bereit stehen.

Informationen unter: www.childfund.de