Normalerweise schreibt Daniel Rieß über seine Reisen. Aber das Coronavirus hat den Blogger ausgebremst. Der Bericht über seine Krankheit wurde dann tausendfach geklickt.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Nufringen - Das sein kleiner Sohn Elefanten in freier Wildbahn erleben durfte, macht ihn stolz: Südafrika war zuletzt das Thema von Daniel Rieß. Schon fünf Mal hat der 34-jährige Nufringer das Land am Kap der guten Hoffnung bereist und im Internet davon berichtet. Es sei „wieder wie Balsam für die Seele“ gewesen, schreibt er in seinem Blog. Aber dann folgte lange kein Reiseeintrag mehr: Am 15. April erhielt er die Diagnose Covid-19 positiv. „Alles war ganz weit weg und plötzlich ganz nah“, sagt er über die Infektion. Mehr als vier Wochen lang verbannte ihn das Virus in die häusliche Quarantäne. Obwohl sein Krankheitsverlauf recht mild war, setzten ihm Angst und Ungewissheit zu. „Wenn man Corona bei Google eingibt, geht die Katastrophe los“, ist seine Erfahrung. Um anderen Betroffenen zu helfen, hat er ein Tagebuch über die Zeit verfasst.

 

Am Anfang für Familie und Freunde gedacht

Mit Dubai ging es vor mehr als zehn Jahren los: Weil das Reiseziel ziemlich exotisch war, das Interesse daran groß und er die Fotos nicht auf der Festplatte verschwinden lassen wollten, stellte Daniel Rieß sie ins Internet. Was am Anfang für Familie und Freunde gedacht war, entwickelte sich zu einem Blog für alle Interessierten. Nach seinen Angaben klicken zwischen 7000 und 10 000 Leser jährlich auf die Seite. „Die Berichte sind authentisch“, erklärt er den Erfolg. Mittlerweile bekommt der Feuerwehrmann Angebote von Reiseunternehmen oder Ferienwohnungsvermietern für Testreisen, trotzdem ist es nach wie vor noch ein kostspieliges Hobby. Dieses Frühjahr hätte es mit seiner Frau und dem dreijährigen Sohn auf die Seychellen gehen sollen.

Aber dann kam alles anders. Mit einem Husten und einer ungewohnten Abgeschlagenheit machte sich das Coronavirus bei Daniel Rieß Anfang April bemerkbar. Er dachte zunächst, es handele sich um eine allergische Reaktion auf den Pollenflug. Er hatte weder Kontakt zu einem Infizierten noch kannte er einen, bis heute ist es ihm rätselhaft, wo er sich angesteckt haben soll. Da Fieber bei ihm fehlte, wurde er erst zehn Tage nach den ersten Symptomen auf das Coronavirus getestet. „Dass ich so lange unwissend war, war mein Vorteil“, sagt der 34-Jährige im Nachhinein. Immerhin 31 Tage beschäftigte ihn die Krankheit, hartnäckig blieb ein Kratzen im Hals, Kopfschmerzen machten sich immer wieder bemerkbar. Erst der vierte Abstrich brachte im Mai das ersehnte negative Ergebnis.

Ein Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit

Zu Hause fiel dem Reiseblogger natürlich die Decke auf dem Kopf. Ein „Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit“ schlich sich ein und er stürzte sich ins Internet. „Als Betroffener muss man aufpassen, dass man nicht in einen Teufelskreis der negativen Information gerät“, lautet sein Ratschlag. Covid-19 könne sich zu einer gefährlichen Krankheit entwickeln, und es gebe weder Medikamente noch einen Impfstoff. Er las von der Thrombose-Gefahr, über mögliche Spätfolgen und die vielen Todesfälle. „Der Körper muss ganz alleine gegen das Virus ankommen“, sagt er, „das macht etwas mit dem Gemüt“. Mit gesunder Ernährung und Yoga versuchte er, sein Immunsystem zu stärken.

Daniel Rieß hat lange darüber nachgedacht, ob er seine Erfahrungen veröffentlichen soll. Er habe Glück gehabt und sei glimpflich davon gekommen, weiß er. Weder Frau noch Sohn sowie andere Kontaktpersonen steckte er mit dem Coronavirus an. Sein Tagebuch wurde dennoch innerhalb von 48 Stunden mehr als 2000-mal geklickt. Er selbst hat im Internet auch nach solchen Erlebnisberichten gesucht. Jetzt schaut er nach vorne: Die Seychellen-Reise ist auf September verschoben. Und inzwischen hat er die nähere Umgebung als Ziel entdeckt. „Eine Perle auf dem schwäbischen Meer“ ist die neueste Überschrift in seinem Blog „Reise-Lebe-Lache“. Die Familie hat einen Ausflug auf die Insel Mainau gemacht.