Bundespräsident Joachim Gauck feiert Geburtstag mit Friede Springer. Das irritiert Beobachter, die eine zu große Nähe zu der Zeitung mit den großen Buchstaben wähnen. Denn solche Ehre wird normalerweise nicht jedem Sterblichen zuteil.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Joachim Gauck ist ein durchaus innovativer Bundespräsident – innovativ vor allem, was seine Bürgernähe angeht. Wenige Monate nach der Wahl öffnete er den Park von Schloss Bellevue: Das von ihm repräsentierte Volk durfte sich zum Sommerfest eingeladen fühlen. Früher war das nur erlesenen Gästen vergönnt.

 

Nicht jedem verdienten Bürger wird jedoch die Ehre zuteil, mit dem Staatsoberhaupt persönlich dinieren zu dürfen. Für die Verlegerwitwe Friede Springer, Herrin über die Zeitung mit den größten Buchstaben und einen milliardenschweren Medienkonzern gleichen Namens, nimmt der Präsident sich die Zeit. Für kommenden Dienstag hat er zu einem Mittagessen ihr zu Ehren in sein Palais am Spreeufer geladen.

Auf Nachfrage erklärt das Präsidialamt, in den Genuss solcher Gunsterweise kämen nur „Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich in besonderer Weise verdient gemacht haben“. Bisher waren das herausragende Kulturmenschen wie der Schauspieler und Schriftsteller Armin Müller-Stahl sowie Vicco von Bülow („Loriot“), die Fußballerlegende Uwe Seeler oder die 99-jährige Unternehmerpersönlichkeit Berthold Beitz, ein Mann, der neben seiner Funktion an der Spitze des Krupp-Konzerns bedeutende öffentliche Ämter bekleidet hat.

Springer war Mitglied der Bundesversammlung

Frau Springer hat unlängst ihren 70. Geburtstag gefeiert. Das sei der eigentliche Anlass der Einladung, heißt es im Präsidialamt. Das Magazin „Forbes“ listet sie als eine der reichsten Menschen in Deutschland. Das Boulevardblatt „Bild“, Flaggschiff des Hauses Springer, war 2010 mit der Titelschlagzeile „Yes, we Gauck“ erschienen, als der jetzt amtierende Präsident erstmals für das höchste Staatsamt kandidiert hatte. Friede Springer war damals und auch in diesem Frühjahr als Mitglied der Bundesversammlung nominiert und hatte so Gelegenheit, dem Slogan aus dem eigenen Blatt mittels Stimmzettel zum Durchbruch zu verhelfen.

Die Einladung des Präsidenten erinnert an eine andere Party, die sogar ein gerichtliches Nachspiel hatte: 2008 veranstaltete Angela Merkel für Josef Ackermann, den Chef der Deutschen Bank, eine Geburtstagsfete im Kanzleramt. Vier Jahre später wurde sie verurteilt, wenigstens die Gästeliste offenzulegen.