Wer fit sein soll für ein Studium muss die ganze Schulzeit über konsequent darauf vorbereitet werden, sagen Direktoren und Studienräte. Das gehe nicht, wenn die Gymnasien die gleichen Bildungspläne wie die anderen Schularten hätten.

Stuttgart - Das Kultusministerium lässt neue Bildungspläne erarbeiten, die anders als die bisherigen nicht mehr auf die einzelnen Schularten ausgerichtet sind. Die Pläne sollen verbindliche gemeinsame Bildungsstandards für alle Schularten enthalten. Darin wird festgelegt, über welche Kompetenzen Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügen müssen. Die Ministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) will so erreichen, „dass das individuelle Lernen in allen Schularten umgesetzt wird“. Gleichzeitig wolle man die soziale Gerechtigkeit erhöhen und die Leistungsfähigkeit der Schulen verbessern.

 

Die Standards bis zum mittleren Bildungsabschluss sollen 2015 fertig sein. Erst danach werden die Bildungspläne für die Oberstufe an Gymnasien weiterentwickelt. Die Standards bis zum mittleren Abschluss werden in Niveaustufen gegliedert.

„Von oben nach unten durchplanen“

Das genügt den Vertretern der Gymnasien bei weitem nicht. Die Direktorenvereinigungen in Baden-Württemberg finden, das Ministerium beginne am falschen Ende. „Ein gymnasialer Bildungsplan muss vom Abitur als angestrebtem Abschluss ausgehen und von oben nach unten durchgeplant werden“, erläutert Michael Burgenmeister für seine Kollegen. „Die jetzt gestartete Reform gefährdet den Fortbestand und die Zukunftsfähigkeit unserer Gymnasien.“ Der gymnasiale Bildungsplan sei nicht mehr als ein „Aufsetzer auf einen Gemeinschaftsschulplan“. Doch in dem von der Landesregierung angestrebten Zwei-Säulen-Modell sollte das Gymnasium „genauso wichtig sein wie die andere Säule“, verlangen die Direktoren. Immerhin werde zurzeit etwa die Hälfte der Schüler eines Jahrgangs am Gymnasium angemeldet. Mit Blick auf die Studierfähigkeit kritisieren die Direktoren, „die bessere Abstimmung von Schulausbildung und Studienanforderung“ werde durch die einheitlichen Pläne behindert statt gefördert.

Keine „defizitären Lehrmethoden“

Der Philologenverband protestiert ebenfalls scharf gegen den „schulartunabhängigen Einheitsbildungsplan“. Die Begründung des Ministeriums betrachten die Gymnasiallehrer als „eine Unterstellung, dass die Lern- und Lehrmethoden an den traditionellen Schularten defizitär seien und die einzelnen Schüler nicht im Mittelpunkt aller Bemühungen stünden“. Das weist der Philologenverband „als völlige Verkennung der Realitäten“ zurück.

Die soziale Gerechtigkeit werde nicht durch die „immer wieder als innovativ beschworene Lernkultur der Gemeinschaftsschule“ erhöht. Die geringe Quote an Wiederholern und Schulabbrechern im Land zeige vielmehr, dass „kein Einheitsbildungsplan vonnöten sei“, um die soziale Gerechtigkeit an den Schulen zu erhöhen. Die Antwort auf die Pluralität der Gesellschaft könne nicht die Einebnung verschiedener Bildungspläne und -gänge sein.