Ritter und die Stiftung Warentest sind sich uneins über ein Aroma; das verunsichert Verbraucher. In den vergangenen Tagen sind doppelt so viele Anrufe beim Service des Herstellers aus Waldenbuch eingegangen.

Stuttgart - Vorläufig hat Ritter Sport sein Ziel erreicht. Das Resultat las sich am Dienstag auf der Internetseite der Stiftung Warentest wie folgt: „Das Landgericht München I hat uns untersagt, bestimmte Aussagen zum Aroma in der Schokoladensorte Ritter Sport Voll-Nuss weiterhin zu treffen. Wir werden nun alle betroffenen Passagen des jüngsten Schokoladen-Tests auf test.de entfernen.“ Es folgt eine Kampfansage: „Für die Stiftung Warentest ist der Streit über das Aroma Piperonal damit nicht beendet.“ Man werde gegen die einstweilige Verfügung vorgehen und Widerspruch einlegen.

 

Das Testurteil, das am 21. November nach Aussagen einer Ritter-Sprecherin mit Entsetzen in der Firmenzentrale in Waldenbuch aufgenommen wurde, die mittlerweile einer kämpferischen Haltung gewichen sei, lautete „mangelhaft“. Warentest hatte die Schokolade nicht etwa wegen schlechten Geschmacks, Qualitätsmängeln oder einer Gesundheitsgefährdung schlecht bewertet, sondern aufgrund einer angeblichen Falschdeklarierung. Auf jeder der quadratischen Packungen befindet sich am Ende einer Zutatenliste der Ausdruck „natürliches Aroma“. Ritter hatte 2008 seine gesamte Produktion auf natürliche Herstellung umgestellt und seither auch damit geworben. Das enthaltene Aroma Piperonal sei jedoch chemisch erzeugt, so der Vorwurf von Warentest. Ritters Aromalieferant, der größte deutsche Aromaproduzent Symrise aus dem niedersächsischen Holzminden, gab eine Garantieerklärung gegenüber Ritter und eine eidesstattliche Versicherung vor Gericht ab. Der Stoff werde „ausschließlich aus botanischen Quellen gewonnen und mit Verfahren hergestellt, die der europäischen Aromenverordnung für die Herstellung von natürlichen Aromastoffen entsprechen.“

Der Streit, der mittlerweile Anwälte, Gerichte und Behörden beschäftigt, hat Kunden und Handelspartner des Schokoladenherstellers nach Aussagen der Ritter-Sprecherin verunsichert und führe zu zahlreichen Nachfragen in der Firmenzentrale. Die Zahl der Anrufe habe sich in den letzten Tagen verdoppelt. „Die Stiftung Warentest hat uns vorgeworfen, ein nicht verkehrsfähiges Produkt auf den Markt zu bringen. Die Anrufer wollen wissen, was das heißt und was wir als Nächstes tun werden.“ Die Sprecherin räumt ein, dass mancher Händler wissen wolle, ob er die Tafeln der Waldenbucher aus seinen Regalen nehmen soll. Getan habe das bisher niemand. Ob Rabattaktionen in den Supermärkten vom Aroma-Streit beeinflusst seien, läge nicht in der Hand des Herstellers. Auch der wirtschaftliche Schaden sei noch nicht zu beziffern: „Uns entsteht in jedem Fall ein Schaden, wirtschaftlich oder am Image“, so die Sprecherin. „Unser guter Ruf wird beschädigt.“