In drei Jahren soll der „eActros“ serienreif sein. Absatz und Gewinn der Sparte sollen in diesem Jahr weiter steigen.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern treibt das Thema Elektroantrieb nicht nur bei seinen Personenwagen voran, sondern auch in der Lastwagensparte. Vorstandsmitglied Martin Daum und sein Kollege Stefan Buchner, zuständig für Mercedes-Benz Lkw, kündigten jetzt an, dass eine Elektrovariante des Lastwagenmodells Actros bis 2021 marktreif sein soll. Bereits in den kommenden Wochen gehen die ersten Fahrzeuge zur Erprobung an zehn ausgewählte Kunden, vor allem Speditionen; nach einem Jahr übernehmen die nächsten zehn Kunden die Lastwagen für weitere zwölf Monate.

 

Die Lastwagen mit der Bezeichnung E-Actros haben eine ganz normale Straßenzulassung, ein Gesamtgewicht von 18 oder 25 Tonnen, eine Reichweite von 200 Kilometern und eine Batteriekapazität von 240 Kilowattstunden. Ihr Einsatzgebiet ist der städtische Verteilverkehr, zum Beispiel bei einem Händler zwischen Logistikzentrum und Verkaufsstelle.

Für den „Urban eTruck“ hätte es keine Zulassung gegeben

Die Erkenntnisse aus dem Testbetrieb sollen für die Serienfertigung genutzt werden. „Bis zur Serienreife sind noch viele Schritte erforderlich“, sagte Buchner. Der E-Lastwagen müsse in jeglicher Hinsicht zu 100 Prozent wettbewerbsfähig sein gegenüber einem Fahrzeug mit konventionellem Antrieb. Äußerlich hat der E-Actros nichts mehr mit seinem futuristisch anmutenden Vorläufer zu tun, der Studie „Urban eTruck“, die 2016 auf der Nutzfahrzeugmesse IAA in Hannover gezeigt wurde. Für solch ein Fahrzeug hätte es keine Straßenzulassung gegeben, sagte Buchner.

Mit dem leichteren Modell E-Canter der Tochter Mitsubishi Fuso ist Daimler bereits einen Schritt weiter. Das Fahrzeug wurde im Herbst vorigen Jahres als erster Serien-Elektro-Lkw eingeführt. Die ersten Kunden sitzen in den USA, Europa und Japan.

Der Gewinn soll in diesem jahr deutlich steigen

Große Lastwagen mit 40 Tonnen Gesamtgewicht seien noch eine große Herausforderung, sagte Daum. Auf Prognosen wollte er sich nicht festlegen. In den Jahren 2018 und 2019 will Daimler Trucks zusammen 2,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren; davon entfallen 0,5 Milliarden Euro auf die Themen Elektromobilität, Konnektivität und automatisiertes Fahren.

Im vergangenen Jahr hat die Lastwagensparte ihren Absatz um 13 Prozent auf 471 000 Fahrzeuge erhöht. Der Umsatz nahm um 7,5 Prozent auf 35,7 Milliarden Euro zu, der Gewinn vor Steuern und Zinsen aufgrund eines Sondereffekts sogar um 22 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Absatz und Gewinn, so sagte Buchner, sollen in diesem Jahr noch einmal deutlich gesteigert werden. Dazu wird nach den Planungen auch ein Kostensenkungsprogramm mit einem Umfang von 1,4 Milliarden Euro beitragen, das bereits angelaufen ist und 2019 voll wirken soll.

Der Betriebsrat ist gegen die Verlagerung

Für die Lastwagensparte baut der Konzern in Leinfelden einen „Daimler Trucks Campus“, der nach Informationen unserer Zeitung Platz für 2500 Beschäftigte bieten soll; die Fertigstellung ist für 2021 geplant. Welche Bereiche hier einziehen werden, ist noch nicht bekannt. Etwa 200 Mitarbeiter, die im Fahrversuch im Werk Untertürkheim beschäftigt sind, werden wohl nicht dazugehören. Voraussichtlich im März soll offiziell die Entscheidung fallen, diesen Bereich nach Wörth zu verlagern und das dortige Entwicklungs- und Versuchszentrum (EVZ) zu erweitern. Der Betriebsrat in Stuttgart ist allerdings dagegen. Jörg Spies, der Betriebsratsvorsitzende der Daimler-Zentrale, bezeichnete es gegenüber unserer Zeitung als falsch, den Versuch von der Entwicklung zu trennen.

Vorstandsmitglied Daum wiederum wundert sich darüber, dass die Verlagerung von umweltbelastenden Fahrversuchen weg aus zentraler Lage in Stuttgart Fragen aufwirft. Die meisten Mitarbeiter der Lastwagensparte in Stuttgart arbeiten bis jetzt in Untertürkheim. Mit dem Lastwagen- Standort Leinfelden könne die Sparte eine eigene Identität gewinnen, sagte Daum.