Auf dem ehemaligen NXP-Gelände entdeckt die Gewerbeaufsicht 15.000 Tonnen verseuchten Bauschutt. Ein Gutachter soll das Gelände untersuchen.
Böblingen - Auf dem früheren Gelände der Firma NXP Semiconductors im Böblinger Industriegebiet Hulb haben Mitarbeiter des Landratsamts Anfang des Monats Asbest und künstliche Mineralfasern entdeckt, die nicht vorschriftsmäßig entsorgt worden sind. Die Behörde untersagte der Erfurter Entsorgungsfirma SAT, die den Abriss ausführt, unverzüglich die Weiterarbeit.
Die Kreisverwaltung spricht von 15.000 Tonnen verseuchten Bauschutts, der beim Abbruch von Produktionshallen angefallen sei. Der Schutt sei überall auf dem 25Hektar großen Areal verteilt gewesen, erklärt Thomas Wagner, der Leiter der Baurechtsbehörde des Landkreises. Für die Bevölkerung habe bisher aber keine Gefahr bestanden, versichert er.
Die Firma SAT hatte jüngst einen Kamin und die einstige Cafeteria auf dem Firmengelände abgerissen, auf dem vor NXP auch das Unternehmen IBM seine Halbleiterproduktion hatte. Auf dem Areal möchte das Unternehmen Helvetic Private Investments (HPI) aus der Schweiz ein Logistikzentrum bauen. Gegenwärtig werde eine Halle für 30 Millionen Euro errichtet, erklärt der von HPI beauftragte Backnanger Architekt Jörg Wolf. Die Bauarbeiten würden von dem Abbruchstopp nicht tangiert, weil die Halle auf einem anderen Teil des Areals errichtet werde.
Schutt soll untersucht werden
"NXP hatte seine Hallen schon vor Jahren abgerissen", berichtet Wolf. Nach den Angaben des Landratsamts sei offenbar damals bereits ein großer Teil der mit Asbest belasteten 15.000 Tonnen Bauschutt angefallen. Bei der Kontrolle der Abbrucharbeiten beanstandete das Gewerbeaufsichtsamt Böblingen nun "gravierende Mängel in puncto Arbeits- und Immissionsschutz sowie beim Gefahrstoffrecht".
Obwohl der giftige Schutt von einem früheren Abbruch herrührt, musste die Entsorgungsfirma SAT ein Entsorgungskonzept vorlegen. Der Entwurf sei mittlerweile eingegangen, erklärt der Behördensprecher Dusan Minic.
Darüber hinaus verlangt das Landratsamt von HPI und SAT, dass sie einen Gutachter damit beauftragen, den Schutt und die anderen Abbruchmaterialien zu untersuchen. Nach den Angaben von Thomas Wagner liegt die Asbestbelastung des Materials vermutlich unter einem Prozent, giftig sei es aber trotzdem. Wagner will nun zunächst die Ergebnisse des Gutachtens abwarten.
Ein Teil sei schon eingebaut worden
Doch ganz gleich, wie es ausfalle, der Bauschutt müsse von HPI und SAT ordnungsgemäß abtransportiert und entsorgt werden, erklärt er. Wer die Kosten dafür trägt, steht bis jetzt noch nicht fest. Mit dem Hinweis auf das Verursacherprinzip möchte der Architekt Wolf auch NXP in die Pflicht nehmen. "Damit keine Fasern freigesetzt werden, ist das Material zu besprühen", erklärt Wagner.
Der Bauschutt sei inzwischen in Container geladen und abgedeckt worden, berichtet er. Ein Teil des belasteten Materials sei bereits in einen Erdwall auf dem Gelände eingebaut worden. Wie damit verfahren wird, hängt ebenfalls von der Bewertung des Gutachters ab.
Außerdem hat das Landratsamt die Polizei eingeschaltet. Die Ermittler prüfen, ob es sich bei dem Fall um eine Umweltstraftat handelt. Denn wer gewerbsmäßig gegen das Umweltgesetz verstoße, müsse mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen, erklärt der Böblinger Polizeisprecher Frank Natterer.
87,5 Meter breite und 307 Meter lange Lagerhalle geplant
Gelände Das niederländische Unternehmen NXP hat auf dem Gelände bis zum Jahr 2007 Halbleiter gefertigt. Als die Konjunktur in der Branche schwächelte, musste die Firma schließen. Damals waren 416 Mitarbeiter von dem Aus betroffen. Danach hatten die zwei Firmenhallen leer gestanden, die 300 beziehungsweise 250 Meter lang und jeweils 90 Meter breit waren.
Logistikzentrum Die Firma Helvetic Private Investments mit ihrem schweizerischen Hauptsitz Wollerau bei Zürich will für ein neues Logistikzentrum eine 87,5 Meter breite und 307 Meter lange Halle sowie Büros bauen. Sie hat das Gelände mit einer Fläche von 25 Hektar von NXP erworben.