Die höchste Auszeichnung, die die Internationalen Filmfestspiele zu vergeben haben, ist der Goldene Ehrenbär für das Lebenswerk eines Künstlers. In diesem Jahr wird der französische Regisseur Claude Lanzmann mit dem Preis geehrt.

Berlin - Die höchste Auszeichnung, die die Internationalen Filmfestspiele zu vergeben haben, ist der Goldene Ehrenbär für das Lebenswerk eines Künstlers. In diesem Jahr wird der französische Regisseur Claude Lanzmann mit dem Preis geehrt.

 

Lanzmanns Hauptwerk ist der Dokumentarfilm „Shoah“ aus dem Jahr 1985, über den der Regisseur einmal sagte, er habe keine andere Wahl gehabt, als diesen Film zu machen. Über neuneinhalb Stunden kommen hier Überlebende, Zeugen und Täter des Völkermordes an den europäischen Juden zu Wort, Lanzmann besucht die inzwischen verlassenen Orte des Schreckens. Der Überzeugung folgend, dass das Grauen nicht darstellbar ist, habe Lanzmann ein „Werk der indirekten Repräsentation“ geschaffen, so die Berlinale, einen Film, in dem Überlebende über Ermordete sprechen, in dem harmlos wirkende Landschaften für die historischen Bloodlands einstehen.

Lanzmann selber hat filmische Arbeiten von Kollegen kritisiert, die den Holocaust fiktionalisiert verarbeiteten, er   glaubt, dass dieses Grauen nicht darstellbar sei – heftig wandte er sich daher in den Neunzigern gegen Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“.

Kosslick: „Lanzmann ist einer der großen Dokumentaristen“

In einem Interview erklärte der 87-jährige Lanzmann vor der Verleihung noch einmal, weshalb sein Film kein Dokumentarfilm sei: „Bei einem Dokumentarfilm zeigt man das, was es gibt oder was es vorher schon gab. Meine Filme sind etwas anderes. ,Shoah‘ ist ein Film, der gegen seine eigene Unmöglichkeit entstand.“ Als er an „Shoah“ gearbeitet habe, habe er geglaubt, der Film könne den Deutschen helfen, sich ihrer Geschichte zu stellen. Er glaube, dies sei gelungen. „Wir fühlen uns geehrt, ihn ehren zu dürfen“, erklärte Dieter Kosslick vor der Gala. „Lanzmann ist einer der großen Dokumentaristen. In seiner Darstellung von Unmenschlichkeit und Gewalt, von Antisemitismus und seinen Folgen hat er eine neue filmische wie ethische Auseinandersetzung geschaffen.“

Lanzmann, 1925 in Paris geboren, kämpfte in der Résistance und studierte nach dem Krieg Philosophie. Er lebte 1948 als junger Dozent in Berlin und arbeitete in den Fünfzigern als Journalist mit Jean-Paul Sartre zusammen. In den Siebzigern war er mit der deutschen Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff verheiratet.