Schweinekinn statt Popcorn – das ist das große Versprechen des Kulinarischen Kino. Die Programmreihe ist eine Berlinale-Spezialität.

Berlin - Schweinekinn statt Popcorn – das ist das große Versprechen des Kulinarischen Kino. Die Programmreihe ist eine Berlinale-Spezialität. Seit fünf Jahren geht es hier um nichts als ums Essen: als Genussmittel, als gesellschaftliches Ereignis, als endliche Ressource. Das Kulinarische Kino ist eine echte Kosslick-Erfindung – der Festivaldirektor, aufgewachsen in einer schwäbischen Bäckerei, ist ein leidenschaftlicher Gerneesser und Kämpfer für das Wahre und Gute auf dem Teller.

 

Wer eine der begehrten Kinokarten ergattert hat kriegt zwei Gänge serviert: erst einen Film, anschließend das Menü eines Sternekochs im Spiegelzelt. Was aber treibt um Himmels Willen einen Sternekoch dazu, 220 Gäste im ziemlichen Schnelldurchlauf in einem Zelt zu verköstigen? Versaut man sich da nicht den guten Ruf? Gar nicht, sagt der aus Sigmaringen stammende Michael Kempf, der nebenan im Restaurant Facil seit Jahren seinen Stern hält – aber aufpassen muss man schon: „Die Bedingungen sind was anderes, da muss man Einschränkungen machen.“ Er macht mit und genießt, obwohl sein Restaurant am Potsdamer Platz während der Berlinale immer voll mit lauter interessanten Filmleuten ist. Kempf kocht in diesem Jahr das Menü zu „Entre les bras“ – der französische Dokumentarfilm begleitet den Generationswechsel von Vater zu Sohn in dem Drei-Sterne-Restaurant Bras in Laguiole.

Das Dessert, eine Variation zum Thema Milch

Wie aber macht man aus einem Film ein Menü? Kempf saß mit Notizbuch im Kino: „Aber ich hatte meine Aufgabe nach fünf Minuten vergessen“. Zu spannend war es, den Kollegen zuzusehen. „Die haben die Kamera sehr schnell vergessen. Und da konnte ich zuschauen, wie die arbeiten.“

Kempf sagt, er habe versucht, die Bilder auf sich wirken zu lassen und die Geschichte der Familie Bras mit aufzunehmen. Das Dessert, eine Variation zum Thema Milch findet im Film seine Entsprechung im Kinderlieblingsessen des Sohnes: früher gab es bei den Bras’ Zuhause ein Brot, auf das eine karamellisierte Milchhaut gelegt wurde. Obendrauf kam Heidelbeermarmelade. Man schluckt schon beim Aufschreiben. 15 Filme sind im Kulinarischen Kino zu sehen, und neben Kempf stehen Berliner Cracks wie Christian Lohse am Herd. Auch Marco Müller von der Weinbar Rutz, hat sein Menü sehr an seinem Film ausgerichtet. Zu „Joyful Reunion“ aus Taiwan gibt’s Schweinekinn. Guten Appetit.