„Ich brenne für Stuttgart

Wie gehen Sie vor?
Erst müssen wir wissen, wann Stuttgart 21 fertig ist und ab wann uns die Flächen des Gleisvorfelds zur Verfügung stehen. Bis dahin sollten Planung und Finanzierung für ein Konzerthaus stehen. Sie sehen: Wir spielen bei der Kultur nicht auf Halten, sondern auf Weiterentwicklung. Im Übrigen ist 2027  das Jahr der Internationalen Bauausstellung. Auch deshalb drängt die Zeit, dass die Bahn fertig wird.
Hört sich nicht so an, als wollten Sie nach acht Jahren aufhören.
Die Frage beantworte ich ein Jahr vor der nächsten OB-Wahl, also Anfang 2020 und nicht früher. Dass ich für Stuttgart brenne, dass ich eigene Vorstellungen habe und zugleich offen bin für Vorschläge aus der Bürgerschaft, zeigt, dass ich das gern mache. Ich warte nicht auf den Ruhestand.
Wie stellen Sie sicher, dass das, was heute geplant wird, auch in Zukunft attraktiv ist? Bei der Weißenhofsiedlung ist das einst gelungen.
Die Planer der Weißenhofsiedlung hatten ein gesellschaftspolitisches Programm. Es ging um die Frage, wie der moderne Mensch wohnen und leben soll. Sie hatten also einen sozialen Begriff von Architektur. Heute, im Zeitalter der Bürgerbeteiligung, lautet die Frage: Wie entwickelt man aus der Vielzahl der Bürgerwünsche ein Konzept, das trägt?

„Der Grüngürtel um Stuttgart herum muss geschützt werden“

Sie liefern die Stichworte selbst: Wohnen und Soziales. Es gibt praktisch keine günstigen Wohnungen mehr. 2016 kostete ein Quadratmeter Neubau im Durchschnitt 5430 Euro. Sind Sie der OB einer Stadt der Besserverdienenden?
Langsam – die Marktbedingungen werden nicht im Rathaus gemacht. In der Kombination von knappen Flächen und null Zinsen suchen Anleger ihr Heil in Immobilien. Das können wir nicht gestalten. Mein Thema heißt: Wie können wir mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen? Ziel war und ist es, jedes Jahr 600 sozial geförderte Wohnungen zu bauen, darunter 300 Sozialmietwohnungen. Im letzten Jahr haben wir nur 100 Sozialmietwohnungen geschafft, in diesem Jahr werden es gut 400 sein. Wir werden besser. Aber das reicht noch nicht.
Sie könnten in die Fläche ausweichen.
Meine Position ist klar: Der Grüngürtel um Stuttgart herum muss geschützt werden. Er macht ein großes Stück Lebensqualität dieser Stadt aus.
Welche Instrumente hat die Stadt dann, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?
Wir haben einige große Flächen, die bebaut werden – Neckarpark, das Eiermann-Areal, später das Rosensteinquartier mit 7500 Wohneinheiten. Ich lasse zudem ein Konzept für mehr Verdichtung ausarbeiten. Wichtig ist, dass die städtebauliche Qualität erhalten bleibt.
Wie viele Einwohner verträgt Stuttgart?
Eine spannende Frage! Da werden wir im Gemeinderat zu Grundsatzentscheidungen kommen müssen. Wir sind mit Sicherheit keine Stadt, die grenzenlos wachsen kann. Wir können weder die landwirtschaftlichen Flächen noch die gesamte Halbhöhe zubauen, dann verlöre Stuttgart seinen Reiz. In der Hinsicht bin ich konservativ.