Der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner hat am Montag seinen alten Schwur erneuert, sich für alle Menschen der Stadt einzusetzen.

Ulm - Als die Schwörglocke auf dem Turm des Münsters läutet, hebt er seine rechte Hand zum Schwur. Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner (SPD) erneuert zum zwanzigsten Mal den Schwur, "Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein, in den gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen ohne allen Vorbehalt". Sprich: das Stadtoberhaupt ist für alle da und macht keinen Unterschied zwischen Arm und Reich.

 

Vor mehreren tausend Bürgern und Gästen, zum Beispiel dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Nils Schmid (SPD), zog Gönner eine Erfolgsbilanz für die wirtschaftlich prosperierende Donaustadt. Zugleich nutzte er den Anlass, nochmals vehement für die ICE-Trasse Stuttgart-Ulm zu werben. "Ulm braucht die Neubaustrecke", rief Gönner. Dafür gibt es viel Applaus - Stuttgart und seine Bahnkritiker sind schließlich weit weg.

Für Ulm lief es zuletzt wirklich nicht schlecht

Weiter lobte Gönner, dass der Bund Pläne endgültig aufgegeben hat, die Gewerbesteuer abzuschaffen. Gegen diese Absicht hatte er als Präsident des baden-württembergischen Städtetags lange gekämpft.

Ulm ist für Gönner ein Beispiel dafür, wie wichtig die Kommunen "als Basis unserer Gesellschaft" sind. Der Oberbürgermeister hat nicht schlecht reden, denn für die Donaustadt lief es zuletzt wirklich nicht schlecht. Doch wies er auch darauf hin, wie etwa jüngst die Entscheidung aus Berlin die Kommunen treffe, die Wehrpflicht auszusetzen, zumal auch der Zivildienst wegfalle.

Schulden um 80 Millionen Euro reduziert

Mit den Entscheidungen von Bund und Land müssten die Kommunen zurechtkommen, betont Gönner. Auch in Ulm müsse letztlich die Rechnung für die Währungskrise in Europa bezahlt werden. Es schwingt Stolz mit, wenn Gönner dann darauf verweist, dass hier aber nicht nur keine neuen Schulden aufgenommen, sondern sogar Verbindlichkeiten getilgt werden konnten: "In den letzten Jahren haben wir die Schulden um 80 Millionen Euro reduziert." Solche Botschaften goutieren die Ulmer und Ehrengäste vor dem Balkon des rot-beigen Schwörhauses.

"Wo schwätzt der jetzt", fragt sich vor Beginn der Rede noch ein Zuschauer - doch das kräftige Organ des OB lässt ihn dann schnell nach oben blicken.

Stächele ist beeindruckt vom bürgerschaftlichem Engagement

In der ersten Reihe schaut auch Landtagspräsident Willi Stächele (CDU) nach oben, um das Schwörreden-Ritual zu verfolgen. "Jedes Traditionsmoment, das die Identifikation mit einer Stadt verstärkt, ist gut", sagt er, denn die Kommunen würden in Zeiten der Unsicherheit für Europa immer wichtiger. "Ich bin beeindruckt von so viel bürgerschaftlichem Engagement", betont Stächele, der selbst als langjähriger Verwaltungschef in der mittelbadischen Stadt Oberkirch eine kommunalpolitische Karriere hinter sich hat.

Weniger getragen ist dann am Nachmittag die Fortsetzung des Stadtfeiertags auf der Donau. Um 16 Uhr beginnt das "Nabada" (wollte man das übersetzen, müsste man "hinunterbaden" dazu sagen). Das ist eine Art karnevalistischer Umzug zu Wasser, der von vielen Fans in Booten und auf Flößen aber auch schwimmend begleitet wird. 14 offizielle Themenboote, von Vereinen und anderen Gruppen gestaltet, nehmen das Zeitgeschehen aufs Korn - vom "sauren" griechischen Wein bis zur grün-roten "Traumhochzeit im Musterländle".

Parallel dazu wetteifern Musikkapellen auf der sieben Kilometer langen Strecke mit kühnen Schunkeleien um die Gunst der 60.000 Zuschauer. Die schwören sich an den Ufern und in der Ulmer Innenstadt "feucht-fröhlich" auf die Party für den Rest des Tages ein.