Stefan Kaufmann will der parteiinternen Findungskommission am Samstag Sebastian Turner als OB-Kandidaten für die Wahl im Oktober empfehlen.

Stuttgart - Damit die CDU die OB-Wahl im Oktober gewinnen könne, brauche es einen Kandidaten mit Strahlkraft über die CDU und das bürgerliche Lager hinaus. So hat es dieser Tage der Stuttgarter CDU-Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann in einem Brief an alle 3200 Parteimitglieder formuliert. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung wird Kaufmann auf der Sitzung am Samstag der parteiinternen Findungskommission seinen Favoriten präsentieren, mit dem er offenbar seit Längerem in Kontakt steht: Sebastian Turner , Mitbegründer der Werbeagentur Scholz & Friends und Erfinder des Slogans „Wir können alles – außer Hochdeutsch“, soll , wenn es nach Kaufmann geht, für die Christdemokraten ins Rennen um den Chefsessel im Stuttgarter Rathaus gehen.

 

Der Unionschef bestätigte am Abend den Namen gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Turner selbst erklärte auf Anfrage, in reizten die Gestaltungsmöglichkeiten eines Stuttgarter Oberbürgermeisters. Der 45-Jährige bringt mehrere Voraussetzungen mit, die ins Kandidatenprofil der CDU passen. Er ist parteilos und somit auch für FDP und Freie Wähler ein annehmbarer gemeinsamer Kandidat. Zugleich hat Turner Stuttgarter Wurzeln: Sein Vater George war Präsident der Universität Hohenheim, der Sohn ging in Stuttgart zur Schule und hat später in Bonn und in den USA studiert. Nach der Wende gründete er zusammen mit mehreren Partnern die renommierte Werbeagentur Scholz & Friends, zu deren bekanntesten Kampagnen etwa die Eigenwerbung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“) zählt. Mit OB Wolfgang Schuster gab Turner auch den Anstoß für die Aktion „Kinderfreundliches Stuttgart“.

Kandidat ohne Verwaltungserfahrung

Nur bedingt erfolgreich war Turners Agentur dagegen mit der Werbeidee für das Bahnprojekt Stuttgart 21: Der Spruch „Das neue Herz Europas“ wurde auch in der Kreativbranche eher kritisch gewürdigt – das Herzsymbol ziert zwar noch die Informationsbroschüren der Bahn, der Slogan wurde aber mittlerweile ersetzt.

Obwohl selbst nie aktiv in Politik oder öffentlicher Verwaltung, gilt er als politischer und unabhängiger Kopf. Seit seinem Rückzug 2011 aus dem Aufsichtsrat von Scholz & Friends ist Sebastian Turner im Vorstand der Berliner Einstein-Stiftung zur Förderung der Wissenschaften tätig.Innerhalb der CDU gab es gestern Abend, nachdem die Personalie durchsickerte, unterschiedliche Reaktionen. Der CDU-Landeschef Thomas Strobl sagte: „Das ist ein interessanter Name.“ Er freue sich darüber, wenn sich ein erfolgreicher Unternehmer für die CDU engagieren wolle. Wer der Kandidat wird, entscheide sich freilich erst bei dem mitgliederoffenen Kreisparteitag am 17. März. Und: „Es sind andere Interessenten im Feld, die auch Qualität und Gewicht haben.“ Als mögliche weitere Kandidaten gelten, wie berichtet, der frühere Singener OB Andreas Renner und die derzeitige Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (beide CDU). Zudem gibt es neue Spekulationen über eine mögliche Rückkehr des früheren Kreisvorsitzenden Christoph Palmer (51) in die Politik.

Die Vize-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Iris Ripsam, Mitglied der parteiinternen Findungskommission, äußerte sich derweil „verärgert“ über Kaufmann: „Ich bin entsetzt, dass ohne die Findungskommission ein Name herausgeht. Über diesen wurde noch nicht gesprochen“, sagte sie. Es gehe nicht, zu versuchen, in dieser Personalie vorab Fakten zu schaffen. Kaufmann betonte, es sei keine Vorentscheidung gefallen. Turner müsse sich der Basis stellen und werde dies auch tun.