Die Hauptstraßen sollen menschlicher werden. Im Gespräch mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn in der Galerie Abtart mit Karin Abt-Straubinger ging es allerdings nicht nur um den Straßenverkehr.

Möhringen - Die langen Glasfassaden und seine ungewöhnliche Quaderform machen das Haus der Galerie Abtart in Möhringen zu einem Blickfang an der Rembrandtstraße. „Es hat eine Weile gebraucht, bis die Leute das neue Gebäude aufgenommen haben“, sagt die Stifterin und Galeristin Karin Abt-Straubinger. Wenn die meisten Häuser im Ortsteil gleich aussehen, fällt so eines aus der Reihe. Ein langer und steiniger Weg sei es gewesen, bis das Haus überhaupt einmal stand. „Das Baurechtsamt mischt sich in jede Kleinigkeit ein und legt keinen Wert auf die gestalterischen Elemente unserer Häuser“, sagt Abt-Straubinger. Welche Rolle soll Kunst für die Stadtentwicklung spielen? Im Gespräch mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn in der Galerie Abtart hat Karin Abt-Straubinger am Freitag diese Frage aufgebracht. Mehr als 70 Gäste hörten zu und beteiligten sich an der Diskussion.

 

Ein paar Blumenkübel bringen nichts

Man müsse die Hauptstraßen menschlicher machen, forderte Karin Abt-Straubinger. „Ein paar Blumenkübel bringen da nichts.“ Und auf dem Weg dorthin sei der Weg zu steinig „da sind zu viele Formalitäten im Weg.“ Oberbürgermeister Kuhn äußerte seine Bedenken. „Natürlich darf in der Stadt nicht jeder machen, was ihm gefällt, denn wir müssen quartiersmäßig denken“, sagt er. Für einen guten Städtebau sei nicht nur das einzelne Gebäude, sondern auch die Umgebung entscheidend. „Das Problem ist allerdings, dass wir zu wenig bezahlbaren Wohnraum haben und ich finde jetzt schon, dass es in der Stadt zu viele Baustellen gibt.“ Auch die Natur gehöre für ihn zur Kultur der Stadt. „Stuttgarts Schönheit wächst auch aus den Weinbergen und der Landwirtschaft außen rum, das dürfen wir nicht zerstören“, sagte er. Allerdings sei die kulturelle Infrastruktur in der Stadt auf nur wenige Bezirke konzentriert. „Mein Wunsch wäre, dass es in jedem Stadtbezirk kulturelle Einrichtungen gibt.“

Nachwuchskünstler müssen gefördert werden

Doch wer finanziert das? Nach einer Karriere im Verlagswesen gründete Karin Abt-Straubinger vor zehn Jahren eine Stiftung zur Förderung zeitgenössischer bildender Kunst. Seither hat diese über 157 Kunstprojekte verschiedener Disziplinen der bildenden Künste gefördert. Doch „die private Hand kann die öffentliche nicht ersetzen“, sagte Abt-Straubinger. Der Etat der Stadt für die Kulturförderung beträgt rund 147 Millionen Euro. „Rund ein Drittel dieses Betrags werden für die laufenden Kosten der großen Bühnen ausgegeben“, sagte der Geschäftsführer der Stiftung Tobias Wall. Es sei wichtig, Nachwuchskünstler zu fördern und zukunftsfähig zu denken. „Wir können zwar nicht bestimmen, was die nächste Generation machen soll, aber die Stadt kann Räume dafür schaffen“, sagte Kuhn.