20 Jahre OB von Leinfelden-Echterdingen „Man sollte auch eine dicke Haut mitbringen“

Roland Klenk ist mittlerweile seit 20 Jahren Chef im Rathaus von Leinfelden-Echterdingen. Foto: /Caroline Holowiecki

Rathauschefs müssen heutzutage immer mehr aushalten. Roland Klenk macht diesen Job mittlerweile seit 20 Jahren. Wir haben den Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen gefragt, was er jungen Kollegen rät.

Leinfelden-Echterdingen - Herr Klenk, was war der schönste Moment in ihren 20 Jahren als Oberbürgermeister?

 

Davon gab es im Rückblick sehr viele. Ein Höhepunkt war die Eröffnung des Sportparks Goldäcker Anfang 2009. Der Bau der Sport- und Schwimmhalle hat viele Interessen und Notwendigkeiten gleichzeitig befriedigt. Mit 21 Millionen Euro war das Projekt eines der größten Investitionsvorhaben der Stadt und ist am Ende erfreulicherweise etwas unter den veranschlagten Kosten geblieben.

Soll sich jetzt ein Kreis schließen, weil Sie sich genau dort auch den Neubau der Goldwiesenschule und einen Pendelbus vorstellen können?

Das könnte man so sagen. Ich verspüre hierzu auch sehr viel Rückenwind, der mir Mut macht. Sehr gerne möchte ich für dieses Projekt noch die Weichen mit stellen.

Auf was hätten Sie gerne verzichtet?

Ich hätte gerne auf die Finanzkrisen verzichtet, die sich im Stadtgeschehen tiefgreifend bemerkbar gemacht haben. Eine stadtgesellschaftlich schwierige Aufgabe war es, in der Flüchtlingskrise die notwendigen Maßnahmen ins Werk zu setzen. Ich hätte gerne auch auf die Coronakrise verzichtet, weil sie mich weitgehend daran hindert, das zu tun was ich am liebsten mache: meinen Bürgerinnen und Bürgern nahe zu sein.

Warum haben Sie sich einst für diesen Beruf entschieden?

Nach meinem Studium war ich bei der Uni Tübingen auch für die Kontakte zur Stadt zuständig. Mit dem damaligen OB Eugen Schmid habe ich mich sehr gut verstanden, ich erhielt Einblick in seine Arbeit. Das hat mir Appetit gemacht. Er hat es meisterhaft verstanden, Menschen zusammenführen, Themen verständlich darzustellen, Wege zu weisen. Dem versuche ich bis heute nachzueifern.

Rathauschefs müssen immer mehr aushalten. Was raten Sie jungen Kollegen?

Man sollte auch eine dicke Haut mitbringen. Ich selbst war nur ganz selten persönlichen Angriffen ausgesetzt – tätlichen gar nicht. Ich weiß aber, dass es dies immer häufiger gibt. Jungen Kollegen würde ich zur Bürgernähe raten, lieber mal ein Gespräch mehr führen. Das hilft, eine allgemeine Akzeptanz zu finden – unabhängig davon, in welcher Partei man ist oder welchen politischen Standpunkt man vertritt. Die Menschen sind aber auch egoistischer und fordernder geworden, der Blick auf die Interessen und Notwendigkeiten anderer hat nachgelassen. Insofern wird dieser Beruf nicht einfacher – und die sozialen Medien tun ihr Übriges dazu. Ich kenne Kollegen, die legen ihr Handy nicht mehr aus der Hand. Ich bin froh, dass mir das erspart geblieben ist.

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