In seiner Rede zur Altjahrabendfeier spannt OB Cohn den Bogen von weniger Verkehr zu mehr Stadtgrün.

Leonebrg - Einen kritischen Rückblick, aber auch einen optimistischen Ausblick – das versprach Oberbürgermeister Martin Georg Cohn gleich zu Beginn seiner Ansprache während der Altjahrabendfeiern an Silvester. Es ist für viele Einwohner eine lieb gewonnene Tradition, gemeinsam auf dem Leonberger Marktplatz oder eine Stunde später auf dem Eltinger Kirchplatz mit einer Rede des Stadtoberhauptes und gemeinsam gesungenen Liedern das alte Jahr zu verabschieden und sich auf das neue einzustimmen.

 

Am Marktplatz mit Kerzen in den Fenstern, ein Brauch aus der Zeit der Pestepidemien. In Eltingen mit Fackeln, die für Atmosphäre sorgen. Und in diesem Jahr erstmals mit dem fusionierten Musikverein Lyra Leonberg, der aus der Stadtkapelle Leonberg und der Lyra Eltingen vor einem Jahr hervorging. Um so kurz hintereinander an beiden Orten spielen zu können, wurden die Musiker und ihre Instrumente eigens mit einem Bus gefahren.

Weniger Verkehr, dafür mehr Grün und mehr Platz

Mehr Bus fahren – das empfahl Martin Georg Cohn seinen Bürgern dann auch in seiner Rede. Er habe das schon probiert. Mit dem neuen Stadtticket, das seit dem neuen Jahr gilt, könne man nun für drei Euro beziehungsweise sechs Euro für Gruppen den ganzen Tag in der Stadt mit dem Bus unterwegs sein. Ein Anreiz, das eigene Auto auch mal daheim stehen zu lassen. Generell müsse man den öffentlichen Nahverkehr stärken. Nur so könne man den Autoverkehr innerhalb der Stadt entlasten, sagte Cohn.

Das Thema Verkehr in all seinen Ausprägungen war ein Schwerpunkt seiner Rede. „Wir müssen weg vom Autobahncharakter“, sagte der Oberbürgermeister mit Blick auf die innerstädtischen Straßen, und hin zu mehr Grün und mehr Platz. „Eines steht fest: Mit einer Seilbahn werden sie in Leonberg nicht unterwegs sein“, ging er auch auf die gescheiterte Idee ein. Die damit verbundene Machbarkeitsstudie habe durchaus wichtige Hinweise für den Nahverkehr erbracht.

Mobilität neu denken

Schon die Erwähnung des Wortes „Seilbahn“ sorgte für Lacher im Publikum. Der Oberbürgermeister nahm es gelassen, sah es aber als notwendig, seine Idee zu verteidigen: „Wichtig ist mir, auch mal unkonventionell zu denken, um die Ecke zu denken, Horizonte zu öffnen.“ In der Industrie sei es gang und gäbe, dass es eigene Abteilungen gibt, die sich mit Zukunftsthemen befassten.

Und so wolle man in Zukunft nicht nur den öffentlichen Nahverkehr weiter stärken, sondern das Thema Mobilität neu denken. Etwa in Zusammenarbeit mit der Firma Bosch, die an der Ecke Römer- und Poststraße ihren Leonberger Standort erweitert, und mit der man an einem autonomen Verkehr arbeiten möchte. Cohn kündigte zudem an, weitere Firmen ins Boot zu holen, etwa für eine Mitfahrzentrale für Menschen, die in Leonberg arbeiten und dabei ähnliche Fahrziele ansteuern.

Am Postareal muss es schnell weitergehen

Ein Kernprojekt im neuen Jahr sei das Postareal. „Es soll als neues Quartier mit Wohnen und kleinerem Gewerbe gestaltet und zum Verbindungsstück mit Brückenschlag in die Altstadt werden“, versprach Cohn. Dieses Kernprojekt werde man gemeinsam mit dem Gemeinderat und dem Investor bestmöglich planen und umsetzen, sagte der OB. Zuletzt hatte es Unstimmigkeiten gegeben, was die Pläne des Investors anging.

Auch auf das Thema Wohnen ging Cohn ein und zählte zahlreiche größere Vorhaben auf, die derzeit in Planung oder teilweise schon im Entstehen sind, vom ehemaligen TSG-Areal über Häuser entlang der Berliner Straße in Aktiv-Haus-Bauweise oder die Umgestaltung des Keim-Areals in Warmbronn, jeweils mit 25 Prozent bezahlbarem Wohnraum. Wichtig sei es, dass auch junge Familien und Menschen mit geringerem Einkommen eine Wohnung finden. Wie schwierig die Wohnungssuche in Leonberg sei, habe er 2019 am eigenen Leib erfahren.

In der Stadt soll sich jeder wohlfühlen

Die einzelnen Teile seiner Rede hatte der Oberbürgermeister diesmal mit kleinen Schlagzeilen eingeleitet. „Leonberg wächst“ etwa. Oder: „Leonberg ist schön.“ Aber auch Wünsche und Ziele waren enthalten: „Ich wünsche mir, dass das Zusammenleben in unserem Leonberg weiterhin von Fairness und gegenseitigem Respekt geprägt ist.“

Ein weiteres Ziel für das neue Jahr: „Lassen Sie es uns gemeinsam noch ein wenig grüner und gemütlicher machen!“ Damit meinte der Oberbürgermeister nicht die Farbe der nach der Kommunalwahl vom Mai nun größte Fraktion im Gemeinderat. Sondern das Grün in der Stadt. So beteiligt sich Leonberg mit der alten Autobahntrasse sowie dem Bereich Stadtpark und Reiterstadion jeweils an einem Förderprojekt. Außerdem findet die Initiative „Leonberg blüht“ statt. „Wir möchten einen innerstädtischen Bereich entwickeln, in dem sich jeder wohlfühlt“, schloss Cohn den thematischen Kreis zum Verkehr. Dafür werde man auch eine Menge Geld in die Hand nehmen.

Die Aufgaben für die nächsten Jahre umreißt er noch einmal klar: „Freiere Fahrt durch weniger Autos, mehr Stadtgrün, schöner gestaltete Straßen- und Kreuzungsbereiche sowie eine moderate Wohnraumentwicklung.“