Damit hätte zu diesem frühen Zeitpunkt niemand gerechnet: Der Ludwigsburger OB Werner Spec hat am Freitagabend erklärt, bei der Wahl 2019 erneut als Stadtoberhaupt kandidieren zu wollen.

Ludwigsburg - Einen besseren Moment hätte sich Werner Spec wohl nicht aussuchen können, um seine erneute Kandidatur zu verkünden. Gut 150 geladene Ehrengäste sind im Sitzungssaal des Rathauses, die meisten Honoratioren der Stadt, auch seine Amtsvorgänger Hans Jochen Henke und Otfried Ulshöfer. Gut anderthalb Stunden lang wurden am Freitag Lobreden auf Spec’ 15-jähriges Schaffen seit 2003 gehalten. Nur versteckt wurde die eine oder andere kritische Bemerkung in den Reden verpackt, dass er mit seinem Arbeitstempo manche überfordere.

 

Doch von seinem hauptamtlichen Stellvertreter Konrad Seigfried bis zum CDU-Fraktionschef Klaus Hermann betonten sie alle, wie viel Spec in Ludwigsburg erreicht habe, wie er die Wahrnehmbarkeit der Stadt in Berlin verbessert, Mammutprojekte wie das neue Marstall oder die MHP-Arena gestemmt habe. „Höchste Komplexität bei maximaler Geschwindigkeit“, so fasste es Seigfried zusammen.

Dann ergriff der sichtlich bewegte OB selbst das Wort. „Ich bin dankbar, mit so wunderbaren Menschen arbeiten zu können“, sagte er. „Sie geben mir die Gewissheit und das Vertrauen, das Ziel am Ende doch immer wieder zu erreichen.“

Ein dramaturgischer Moment

Und dann, als sich das Publikum gedanklich schon auf das kalte Buffet vorbereitete, baute der 60-Jährige einen dramaturgisches Moment in seine Rede ein. Beim Italienurlaub im vergangenen Sommer mit seiner Lebensgefährtin sei in ihm ein Entschluss gereift: „Ein anderes Leben mit nur 40 oder 50 Arbeitsstunden der Woche hat doch auch seinen Wert“, sagte er im Hinblick auf die OB-Wahl im nächsten Jahr.

In diesem Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Würde er jetzt an dieser Stelle seinen Rückzug erklären? Oder, wie immer wieder spekuliert wurde, von der Lust auf ein Regierungsamt in Berlin sprechen? Oder will er in die freie Wirtschaft wechseln, um noch einmal etwas ganz Neues anzufangen?

Doch dann setzte Spec seine Rede fort: „Aber dieser Entschluss hatte doch eine kurze Halbwertszeit.“ Das folgende Lachen des Auditoriums signalisierte große Erleichterung. Tatsächlich habe ihm die Woche nach dem Urlaub im Rathaus so viel Spaß gemacht, dass er sich „mit höchster Wahrscheinlichkeit“ erneut bewerben werde. Um dazu zu setzen: „Wenn Sie wollen, dann machen wir das.“ So hatte dieser Stehempfang doch noch eine politische Botschaft. Zwar hatten viele im Rathaus damit gerechnet, doch den Zeitpunkt der Verkündung hat keiner geahnt. „Ich bin nicht überrascht, aber froh, dass es so kommt“, erklärte der Sozialbürgermeister Konrad Seigfried. Viele der angestoßenen Projekte müssten zu Ende geführt werde, Spec könne noch viel für die Stadt bewirken. Der Baubürgermeister Michael Ilk äußerte sich ähnlich: „Damit ist eine klare Entscheidung gefallen.“

Die Reaktionen sind erleichtert und positiv

Auch die anwesenden Fraktionschefs waren erleichtert. „Ich denke, dass es gut für die Stadt ist, auch wenn es manchmal heftige Debatten im Gemeinderat gibt“, sagte der CDU-Fraktionsvize Reinhold Noz. Und Margit Liepins, die Sprecherin der SPD-Fraktion, sagte: „Trotz aller Diskussionen hat er die Stadt voran gebracht.“

Kritische Töne blieben an diesem Abend weitgehend außen vor – auch wenn der Personalratschef Andreas Reichert in seiner Rede andeutete: „Es ist manchmal schon eine Herausforderung, wir lernen, die Ambivalenz von mehrdeutigen Sachverhalten positiv zu deuten.“ Eines ist aber klar: Mit seiner Kandidatur stellt Spec die Weichen bis weit ins nächste Jahrzehnt.