Die Liste ist klein, die Auswahl sowie die Qualifizierungen sind übersichtlich. Nur drei Bewerber streben das Amt des Oberbürgermeisters in Donaueschingen an. Ihr Vorgänger ist der nach Berlin abgewanderte CDU-Politiker Thorsten Frei.

Donaueschingen - Die Liste ist klein, die Auswahl übersichtlich. Nur vier Bürgermeister und Oberbürgermeister haben nach dem Zweiten Weltkrieg jene Stadt regiert, wo nach dem Volksmund die Brigach und die Breg die Donau zu Weg bringen. Nach Leopold Messmer (1945-1953) , Robert Schrempp (1953-73) und Bernhard Everke (1973-2004) sowie zuletzt Thorsten Frei (2004-2013) soll es nun wieder ein Mann werden. Eine Frau hatte sich offensichtlich nicht getraut, in der Männerbastion Donaueschingen anzutreten.

 

Doch die professionellen Beobachter rümpfen die Nase über die Auswahl. Anders als erwartet, gab es keinen Ansturm auf den Posten des Stadtoberhaupts. Als erster meldete Björn Klotzbücher, der Sohn des langjährigen FDP-Fraktionschefs im Gemeinderat, Michael Klotzbücher, seine Ambitionen an. Der 35-jährige Ingenieur für Brauwesen und Getränketechnologie ist in Sachen-Anhalt bei einer Getränkefirma im mittleren Management beschäftigt.

Ende November gesellte sich Erik Pauly, ein 43-jähriger Fachanwalt für Erbrecht in Freiburg, dazu. Der Vize-Vorsitzende der Kreis-CDU hat auch das Parteiprogramm für die Kommunalwahl im Mai geschrieben, empfiehlt sich jedoch am Donauquell als unabhängiger Kandidat. Die örtliche CDU rang sich letztlich dazu durch, Pauly auch öffentlich zu unterstützen.

„Wenig überzeugender Enthusiasmus“ bei Kandidat Pauly?

Die Wahl schien zwischen einem jungen Ingenieur und einem Juristen entschieden zu werden, der nach dem Urteil der Lokalzeitung „Südkurier“ nur „wenig überzeugenden Enthusiasmus“auszustrahlen in der Lage sei und wohl wenig Lust verspüre, seine „komfortable Kanzlei“ mit dem „kühlen Donaueschingen tauschen zu wollen“.

Dann wies der gleiche Autor noch überdeutlich darauf hin, dass Pauly ledig sei, so dass der Betreffende sich bei der öffentlichen Kandidatenvorstellung genötigt sah, ein Erklärung abzugeben, er sei nicht homosexuell. Pauly hatte sich jedoch mit Ankündigungen, in Donaueschingen ein Musical nebst neuer Halle zu etablieren, eine Duale Hochschule zu schaffen sowie einen fast kostenfreien Elektrobus einzurichten, in Erklärungsnöte gebracht. Ein FDP-Gemeinderat wollte wissen, woher denn die „ungeahnte Einnahmequelle“ kommen solle.

Sein Konkurrent Klotzbücher hingegen sieht bereits die Stadtfinanzen durch die 15 Millionen Euro überfordert, die die Stadt für den Erwerb des Kasernengeländes nach dem Abzug der deutsch-französischen Brigade braucht.

Warum bewarb sich der Karrierepolizist Wössner?

Wie ein Erlöser erschien dann der konservative Karrierepolizist Roland Wössner auf der Szenerie. Seine Bewerbung gab er in allerletzter Minute ab. Der 61-jährige parteilose, aber durchaus CDU-nahe bisherige Chef der Polizeidirektion Schwarzwald-Baar in Villingen-Schwenningen, sollte eigentlich stellvertretender Leiter des neuen Polizeipräsidiums in Konstanz werden. Aber eben nicht ihr Chef. Beobachter fragen sich, ob das plötzlich Interesse für die Lokalpolitik in dieser Nichtberücksichtigung zu sehen ist.

Der Sohn eines Tübinger CDU-Politikers verweist nun vielsagend darauf, er befinde sich ohnehin gerade in einer Station seiner Lebensplanung, in der er „Ausschau nach einer neuen Herausforderung“ halte. Wird er gewählt, so kann er nur eine um ein Jahr verkürzte Amtsperiode amtieren. Danach hätte Donaueschingen dann erneut die Qual der Wahl.

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