Der erste Oberbürgermeister modernerer Prägung war das jüngste von zehn Kindern des Metzgermeisters Lorenz Gutbrod. Seit 1808 hatte sich Georg Gottlob Gutbrod, Jahrgang 1791, im Rathaus hochgedient. Als neues Stadtoberhaupt wurde er zum Glücksfall, seine Ideen machten Epoche: Er führte die Gasbeleuchtung ein, forcierte den Eisenbahnbau, förderte Schulwesen und Handel, richtete eine Tuchmesse ein und 1836 den größten Pferdemarkt Süddeutschlands. Gutbrod modernisierte die Verwaltung, ließ Spezialisten ausbilden, etwa für das städtische Baudezernat. Dieser Oberbürgermeister Gutbrod wurde zum Idealbild seiner Bürger. Sein höchstes Verdienst, so verzeichnet es die Chronik, war „die ruhige Führung der Stadt während der stürmischen Zeiten der bürgerlichen Revolution von 1848/49“.

 

So wurde er „Ritter des Ordens der Württembergischen Krone“, ruinierte jedoch durch seinen immensen Fleiß über fast 30 Jahre seine Gesundheit – am 22. Oktober 1861 starb Gutbrod, 70 Jahre alt, im Amt. Eine Altersgrenze gab es nicht, die Wahl galt auf Lebenszeit. Die Stadt war auf mehr als 60 000 Menschen angewachsen, die ersten Anzeichen der Industrialisierung hatten Stuttgart erfasst und bereits erheblich verändert.

Heinrich von Sick – 1862–1872