Im April 1862 ereignete sich etwas Historisches: die erste wirkliche OB-Wahl! An Männern, die das schwere, zugleich aber honorige Amt übernehmen wollten, mangelte es nicht. Der 39-jährige Oberjustizrat Heinrich Sick, Jahrgang 1822, später wie alle anderen geadelt, erhielt 4259 Stimmen – mit Abstand das beste Ergebnis. Wählen durfte nur die bürgerliche Oberschicht, allerdings erhielten Frauen erst hundert Jahre später das Wahlrecht. Sick, Sohn eines Stadtrates und Silberschmiedes, modernisierte die Verwaltung, erneuerte den Stadtbauplan, reformierte das Armenwesen, wie die Sozialpolitik hieß, aber auch das veraltete Schulwesen.

 

Sick war ein großes politisches Talent, man überhäufte ihn mit Orden und Ehrenzeichen. Bei der Landtagswahl von 1868, der ersten mit „allgemeinem und direktem Wahlrecht“, bekam der OB keinen Gegenkandidaten. 1871 hatte Stuttgart 91 623 Einwohner. 1872, nach zehn Amtsjahren, wurde Sick Innenminister und verließ das Rathaus. Er starb im Oktober 1881.