In Weissacher Rathaus hat Daniel Töpfer den eisernen Besen ausgepackt. Nun will der Christdemokrat die Esslinger Verwaltung umkrempeln.

Weissach - Das Erreichen des ersten Etappenziels – Platz eins bei der Esslinger OB-Wahl – liegt nur 36 Stunden zurück, da gibt der Kandidat schon wieder Gas. „Die Entscheidung heißt Aufbruch oder Stillstand“, sagt Daniel Töpfer und muss nicht erklären, wie seine Worte zu verstehen sind: Er, der 32-jährige Bürgermeister aus Weissach, steht für Bewegung und Wandel. Sein Kontrahent Matthias Klopfer hingegen stünde für das „weiter so“ des amtierenden Esslinger Oberbürgermeisters Jürgen Zieger.

 

Der Sozialdemokrat Zieger zieht sich Ende September in den Ruhestand zurück und hat mit seinem Parteifreund und Amtskollegen aus Schorndorf gleich einen potenziellen Nachfolger empfohlen. Für den Christdemokraten Töpfer ist das schlicht „Klüngelei“. Und deshalb sieht er dem zweiten Wahlgang am 25. Juli „definitiv mit großem Optimismus“ entgegen. „Meine Gespräche mit den Menschen in Esslingen haben gezeigt, dass viele sich eine veränderte Stadtpolitik wünschen.“ Und die, na klar, gebe es nur mit ihm.

Kein Automatismus

Kaum verwunderlich, dass er nichts von jenen Auguren hält, die nach dem Rückzug des erfolglosen Grünen-Bewerbers Vittorio Lazaridis jetzt Vorteile für den sozialdemokratischen Konkurrenten erkennen. „Den Automatismus, dass nun allen Grünen-Anhänger Herrn Klopfer wählen, den sehe ich überhaupt nicht“, sagt Töpfer selbstbewusst. „Die Menschen sind mündig.“ Wer einen Aufbruch wolle, der müsse für ihn stimmen.

Nein, mangelndes Selbstbewusstsein kann man dem smarten CDU-Mann wirklich nicht vorwerfen. Und mangelnden Veränderungswillen auch nicht. Im Weissacher Rathaus hat er sich sehr schnell den Ruf des Aufräumers erarbeitet, seitdem er in der reichen Porsche-Gemeinde vor den Toren Leonbergs die Geschäfte übernommen hat.

Töpfer setzt sich gegen Kreutel durch

Vor fast auf den Tag genau sieben Jahren setzte er sich in der Stichwahl gegen die Amtsinhaberin Ursula Kreutel durch und fackelte nicht lange: Die Amtsleiter wurden ausgetauscht, die Kämmerei durchforstet. Dabei stellte er fest, dass seit dem Jahr 2002 kein Jahresabschluss mehr gemacht wurde. Das hatte im finanziell auf Rosen gebetteten Weissach offenbar niemanden gestört – auch nicht in den Reihen des Gemeinderats.

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Daniel Töpfer heuerte den früheren Kämmerer von Fellbach an, um die Bücher wieder in Ordnung zu bringen. Der erhielt dafür rund 223 000 Euro Honorar. Genau diese Summe forderte der junge Bürgermeister auf dem Klageweg von seiner Vorgängerin zurück – und bekam recht. Ursula Kreutel hat zwischenzeitlich darum gebeten, dass ihr ein Teil der Summe erlassen wird. Die Entscheidung des Gemeinderates steht noch aus.

Das harte Vorgehen gegen Kreutel hat Töpfer viel Kritik eingebracht. Dass er die Schuld nur bei ihr festmacht, wurde nicht nur in der Bürgerschaft bemängelt. Auch einige Gemeinderätinnen räumten öffentlich eine Mitschuld des Gremiums ein. Und schließlich hätten die Missstände schon weit vor Ursula Kreutels Amtszeit begonnen.

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Wasser auf die Mühlen von Töpfers Kritikern gab es durch den Greensill-Skandal. 16 Millionen Euro hatte die Gemeinde bei der Pleite-Bank angelegt. Ob sie zumindest einen Teil davon zurückbekommt, ist unklar. Der Bürgermeister versichert, die Transaktionen seien durch die Anlagerichtlinien der Gemeinde gedeckt gewesen. Doch viele Weissacher meinten, es passe nicht zusammen, wenn Ursula Kreutel wegen 223 000 Euro zur Ader gelassen werde, Daniel Töpfer aber den drohenden Verlust von 16 Millionen Euro zumindest mit zu vertreten habe.

In Weissach läuft alles

Den Bürgermeister ficht das nicht an. Und auch in Esslingen haben sich seine politischen Unterstützer von CDU, Freien Wählern und FDP schon zu Beginn des Wahlkampfes demonstrativ hinter ihn gestellt.

Für den Endspurt hat Daniel Töpfer seinen Urlaub in Weissach verlängert. Ein Führungsvakuum gebe es im Rathaus nicht: „Die Geschäfte laufen super“, sagt er. „Meine drei Amtsleiterinnen haben alles im Griff.“

So kann der CDU-Mann offenkundig unbeschwert auf das große Ziel hinarbeiten: eine Mehrheit im zweiten Wahlgang. Ob er in diesem Fall auch direkt am 1. Oktober antreten würde, lässt Töpfer offen: „Ich würde in Weissach nicht Licht aus machen und wäre weg. Es gibt einen geordneten Übergang.“ Und wenn es nicht klappt? „Dann sitze ich am 26. Juli wieder an meinem Schreibtisch.“