Matthias Klopfer hat als OB viel für Schorndorf erreicht. Aber auch wenn er an diesem Sonntag Esslingen verlieren sollte, wird er in der Daimlerstadt nicht mehr kandidieren.

Schorndorf - Den ersten Abschiedsbesuch, den hat Matthias Klopfer bereits bekommen. Vertreter der Badminton- und Ringer-Bundesligisten haben den Schorndorfer Oberbürgermeister aufgesucht, ihm für die sehr gute Zusammenarbeit gedankt. Ein Besuch, der vielleicht ein wenig früh kam – in trockenen Tüchern ist sein Wechsel ins Esslinger Rathaus schließlich noch nicht.

 

Sehr gute Ausgangsposition vor dem zweiten Wahlgang

Aber er kann dem zweiten Wahlgang optimistisch entgegensehen. Zwar habe er gehofft, Erster zu werden, „aber ich befinde mich in einer sehr guten Ausgangsposition.“ Zumal die Grünen nach dem Rückzug von Vittorio Lazaridis indirekt ihn empfohlen haben. Als größten Pluspunkt gegenüber Töpfer macht Klopfer seine Berufserfahrung aus, zum jeweiligen Auftreten müsse sich jeder ein eigenes Bild machen.

Er hat geackert im Wahlkampf, berichtet von durchgearbeiteten Wochenenden. „Das war zu viel. Ich muss mir Ruhepausen schaffen.“ Aber vielleicht gehört das einfach zum Naturell von Matthias Klopfer. Wenn er etwas anpackt, dann schon richtig. Er präsentiert sich in Esslingen als Macher, und das darf man ihm abnehmen.

Schorndorf ist an vielen Ecken schöner geworden

Ein Beispiel ist die Remstal-Gartenschau 2019. Klopfer war nicht nur der Vorsitzende des interkommunalen Aufsichtsrates, sondern auch bestrebt, das Grünprojekt in Schorndorf zu einem Highlight zu machen. Das ist gelungen. Die Gartenschau hat einen Sommer voller Leichtigkeit beschert und zudem nachhaltig Spuren hinterlassen. An vielen Ecken ist Schorndorf schöner geworden.

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Was hat Matthias Klopfer in seiner 15-jährigen Amtszeit noch erreicht? Die Kinderbetreuung wurde massiv ausgebaut, viele Schulen saniert. Die Lebensqualität in der Stadt ist durch den Sportpark, die Forscherfabrik oder den umgestalteten Ziegeleisee gestiegen. Die Flüchtlingskrise wurde durch ehrenamtliches Engagement, aber auch durch Ideen des Rathauschefs wie ein Zentrum für internationale Begegnung gemeistert. Bauprojekte wie das Breuningerareal mit mehr als 200 Wohneinheiten sind in der Umsetzung.

Keine dritte Amtszeit für Klopfer

Die Klimaneutralität der Daimlerstadt bis 2035 hat Klopfer zur Chefsache gemacht. Den Weg dorthin wird er nicht mehr begleiten können, genauso wenig wie den Neubau der Stadtbücherei. Denn der 53-Jährige hat bereits erklärt, dass er nicht mehr für eine dritte Amtszeit in Schorndorf antritt. Die einen bedauern dies, andere sind spürbar erleichtert. Das gilt für die Stadtgesellschaft wie auch für den Gemeinderat. Das hat sicherlich eine Vielzahl von Gründen. Es gibt persönliche Befindlichkeiten. Und dann legt der Rathauschef, der vor zwei Jahren seine Bewerbung für die VfB-Präsidentschaft zurückzog, bisweilen ein Tempo vor, das nicht jeder mitgehen kann oder will. Leute fühlen sich überfahren. Matthias Klopfer versteht sich nicht als reiner Verwalter, sondern auch als Politiker. Und als solcher zeigt er zum Beispiel „klare Kante“ gegenüber der AfD-Fraktion. Die wiederum ließ in den vergangenen Monaten keine Gelegenheit aus, das Stadtoberhaupt zu provozieren – etwa, wenn es um die Stadtwerke ging, die nach dem Weggang des Geschäftsführers in stürmische See geraten waren. Klopfer hat gelernt, in solchen Fällen ruhiger zu reagieren. Immerhin gehört er zur Gruppe jener Menschen, die sich entschuldigen können. Klopfer ist keiner, der sich in der Amtsstube verschanzt. Der Marktbesuch, der Gang zur Eisdiele, der gehört zum Alltag. Er ist ansprechbar – auch im Rathaus, wo die Tür zu seinem Büro meist offensteht. Wie lange er von dort noch auf den Schorndorfer Marktplatz hinabschaut, das wird sich am 25. Juli weisen.