Der erste Wahlgang wird für Salomon zum Debakel, kommentiert unser Autor Heinz Siebold. Ob seine Freiburger ihm nur einen Denkzettel verpassen wollten, zeigt sich am 6. Mai.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Ausgesprochen hat er es vorher, aber nicht ernsthaft daran geglaubt: „Bei Wahlen kann immer alles passieren“, sagte Dieter Salomon. Nun ist es passiert: Ein ortsfremder Neuling, kommunalpolitisch unerfahren und erst wenige Wochen vor der Wahl in den Ring gestiegen, hat dem Platzhirsch in der ersten Runde einen schweren Hieb verpasst und ist an ihm vorbeigezogen. Zusammen mit der linken Gemeinderätin Monika Stein haben zwei ernst zu nehmende Herausforderer mehr als 60 Prozent errungen. So sieht die Wechselstimmung aus, von der Horn gesprochen hatte – und dafür belächelt wurde.

 

Salomon verlor 19 Prozent gegenüber 2010. Das ist ein Desaster für den ersten Grünen im Chefsessel einer deutschen Großstadt. Auch dieses Mal könnte Dieter Salomon noch gewinnen. Aber nur, wenn die CDU-Anhänger ihren Unmut überwinden. Zum zweiten Mal in Folge konnten sie keinen CDU-Kandidaten wählen, weil ihre Partei keinen ins Rennen geschickt hatte: Es fand sich kein CDU-Mann, der gegen Salomon antreten wollte. Das nagt am Selbstbewusstsein der eigentlich zweitstärksten Kraft im Gemeinderat.

Dem Freiburger Rathauschef ist aber sicher auch ein allgemeiner Trend zum Verhängnis geworden. Lange Amtszeiten werden heutzutage nicht mehr zwingend positiv bewertet. Das gilt auf Bundesebene und auch in den Kommunen. Wähler sind bereit, für einen neuen, vermeintlich frischen, einen langjährigen Amtsinhaber mal eben abzusägen. Inhalte sind dabei weniger wichtig als Stimmungen und Emotionen. Ob es nur ein Denkzettel oder mehr war, wird sich am 6. Mai zeigen.