Der frühere Göppinger Baubürgermeister Joachim Hülscher strebt zurück ins Rathaus. Er hat seine Kandidatur für die OB-Wahl am 14. Oktober erklärt.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Sechs Jahre nach seiner Abwahl als Baubürgermeister strebt Joachim Hülscher zurück an die Göppinger Verwaltungsspitze. Der 60-jährige Regionalrat, der für die Freien Wähler/VuB seit drei Jahren auch dem Gemeinderat angehört, gab am Freitag im Rathaus seine Bewerbungsunterlagen für die Oberbürgermeisterwahl am 14. Oktober ab. Göppingen brauche eine sichere Hand – Erfahrung, Kompetenz und Augenmaß, so Hülscher.

 

Er wolle seine erfolgreiche Innenstadtentwicklung fortsetzen, aber auch in anderen Bereichen Akzente setzen. Hülscher gilt als Baumeister der erfolgreichen Umgestaltung des Göppinger Stadtzentrums unter dem Stichwort Neue Mitte. Er wurde aber auch für die damit verbundene Kostenexplosion verantwortlich gemacht.

Keine Revanchegelüste

Die Vermutung, er wolle mit seiner Kandidatur ein Stück weit Revanche an Oberbürgermeister Guido Till (parteilos) nehmen, wies Hülscher zurück. „Ich bin einfach davon überzeugt, dass Göppingen mehr kann“, sagte er. Allerdings hat Hülscher seine Abwahl als Baubürgermeister sehr wohl zu einem guten Teil dem OB zu verdanken. Das Verhältnis der beiden Alphatiere galt schon nach kurzer Zeit als völlig zerrüttet. Lange vor der fälligen Neuwahl des Baudezernenten im Gemeinderat hatte Till daher mit den drei großen Fraktionen CDU, SPD und FDP/FW vereinbart, Hülscher keine zweite Amtszeit zu gönnen.

Verbessert hat sich die Atmosphäre an der Verwaltungsspitze seither aber nicht. Auch mit Hülschers Nachfolger Olav Brinker liegt Till in ständigem Clinch. Darauf dürfte Hülscher abzielen, wenn er betont, er wolle als Rathauschef einen fairen und offenen Umgang innerhalb der Verwaltung und gegenüber dem Gemeinderat praktizieren. Transparenz, Offenheit und menschlicher Umgang seien im Kommunikationsdreieck zwischen Bürgerschaft, Gemeinderat und Stadtverwaltung nur bei einem Oberbürgermeister sicher gestellt, der mit allen auf Augenhöhe agiere. „Mobbing gab es nicht bei mir und wird es nicht geben“, sagte Hülscher.

Freie Wähler halten sich zurück

Aus den Reihen der Freien Wähler gab es kein klares Bekenntnis zu Hülscher. Es gebe Mitglieder, die ihn unterstützten. Es gebe aber auch einige, die sich bewusst aus dem Wahlkampf heraushalten wollten, erklärte der Vorsitzende Wolfram Feifel. Ein offizieller Beschluss der Mitgliederversammlung liege nicht vor. Dafür sei Hülschers Entscheidung zu kurzfristig gefallen. In der Fraktion, in der Hülscher im Frühjahr nach harten Attacken gegen Till schon kurz vor einem Rausschmiss gestanden haben soll, habe es „keinen Widerspruch gegen die Kandidatur gegeben“.

Der in Dortmund geborene Architekt und Stadtplaner hat in Stuttgart studiert und war später Stadtbaumeister in Günzburg. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 22 und 17 Jahren. Wegen des Beamtenrechts, das die Pensionsgrenze für Bürgermeister auf den Ablauf des 68. Lebensjahres legt, könnte Hülscher nur sieben Jahre als OB amtieren. Eigentlich dauert die Amtszeit acht Jahre.

Schon der dritte Stadtrat

Hülscher ist bereits der dritte Stadtrat, der am 14. Oktober auf dem Stimmzettel stehen wird und der dem OB Guido Till die Wiederwahl vermasseln möchte. Auch der Grünen-Fraktionschef Christoph Weber und der Linke Einzelstadtrat Christian Stähle haben ihre Kandidaturen erklärt. Die SPD unterstützt den ehemaligen Bürgermeister von Kaltenkirchen, Stefan Sünwoldt, die Piraten haben den Elektriker Stefan Klotz ins Rennen geschickt. Außerdem kämpft der Dauerkandidat Hartmut Hering um Stimmen. Bis zum Montag, 18 Uhr, können noch weitere Kandidaten folgen. Dann ist Bewerbungsschluss.