Wer ist der neue Karlsruher OB Frank Mentrup? Ein Portrait des Mannes, der mit den Schlagworten „zuhören, verbinden und gestalten“ in den Wahlkampf gezogen ist.

Frank Mentrup kann zuhören – schon von Berufs wegen. Der frisch gewählte Oberbürgermeister von Karlsruhe ist studierter Psychiater, bis zum vergangenen Jahr hat er noch als Assistenzarzt an der Karlsruher Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet. Mit den Schlagworten „zuhören, verbinden und gestalten“ zog er in den OB-Wahlkampf. Mit diesen Fähigkeiten will er einen neuen Politikstil ins Rathaus bringen, in dem 42 Jahre lang die CDU am Ruder saß und nach Ansicht von Mentrup für einige Verfilzung gesorgt hat. Mit seiner verbindlichen Art ist es dem vierfachen Vater gelungen, nicht nur die SPD, sondern auch die Grünen, die Piraten und die Karlsruher Liste (KAL) hinter sich zu bringen.

 

Ein Schwerpunkt von Mentrup, der seit 2006 im Landtag sitzt, ist die Bildungspolitik. Nach der Landtagswahl im vergangenen Jahr kam er als Staatssekretär in Kultusministerium und wurde dort einer der Vordenker der grün-roten Schulreformen im Südwesten. „Du wirst uns fehlen“, hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Wahlkampf mit Blick auf den Sieg gesagt. „Aber wenn Karlsruhe Dich braucht, werden wir den Verlust gern verschmerzen.“ Doch Mentrup hat nicht nur beste Kontakte nach Stuttgart, er verfügt auch über kommunalpolitische Erfahrung. Von 1994 bis 2007 saß er im Mannheimer Gemeinderat, davon fünf Jahre als Fraktionschef. Er weiß, wie in einem Stadtrat um Mehrheiten gerungen werden muss, insbesondere, wenn sich wie in Karlsruhe die 48 Stadtratssitze auf acht Gruppierungen verteilen. Davon entfällt nur knapp die Hälfte auf SPD, Grüne und KAL. „Ich möchte alle einladen, die Zukunft Karlsruhes mitzugestalten“, lautet deshalb das Credo von Mentrup.

Ihm schwebt eine moderne Stadtgesellschaft vor, in der sich die Bürger einbringen. Und er will Karlsruhe zur „Musterstadt für Nachhaltigkeit“ ausbauen. Bereits jetzt nutzen hier mehr Menschen Straßenbahn und Bus, teilen sich Autos oder fahren mit dem Rad als in vielen anderen Städten. Mit diesen Themen muss sich der neue OB auch sofort beschäftigen. Die Verlegung der zentralen Straßenbahnroute unter die Erde hat die Stadt in eine Großbaustelle verwandelt, die für großen Ärger sorgt. Zudem steht noch immer die Entscheidung über den umstrittenen Bau einer zweiten Rheinbrücke aus. Auch hier hofft Mentrup zu einer Einigung zu kommen.