Das Attentat auf die Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker zeigt, dass die Stimmung im Land gefährlich kippt. Ein Kommentar von Jürgen Zurheide.

Köln - Vor Henriette Reker liegen schwere Zeiten. Natürlich muss die am Sonntag neu gewählte Oberbürgermeisterin von Köln erst einmal gesund werden, den schweren Schock des feigen Angriffs auf sie überwinden. Das wird viel Kraft kosten und man kann ihr nur wünschen, dass sie die Attacke seelisch und körperlich nicht aus der Bahn wirft.

 

In Köln wird sie, wann immer sie ihr Amt antreten kann, eine Stadt führen müssen, in der sie als vermeintlich Parteilose einen Wahlkampf gegen eben diese Parteien geführt hat, ohne die sie in der Stadt nichts bewegen kann. Aber nicht nur vor Henriette Reker liegen schwere Zeiten. In Deutschland ist in den zurückliegenden Wochen so viel über die möglicherweise kippende Stimmung geredet worden, dass man jetzt feststellen kann: Ja, die Stimmung ist gekippt, der Hass hat hier einem Mann die Hand geführt, er hat stellvertretend für all die Hetzer im Netz und auf den Straßen der Republik gehandelt.

Das Thema Flüchtlinge spaltet jetzt endgültig die Gesellschaft. Dafür verantwortlich sind allerdings nicht nur die Scharfmacher aus der rechten Ecke, die ihre dumpfen und aggressiven Parolen herausschreien. Auch eine Kanzlerin hat das beigetragen, die zwar den schönen Satz „wir schaffen das“ sagt, aber all jene weitgehend alleine lässt, die die schwierige Lage vor Ort bewältigen müssen.