Wohnen, Mobilität, Bildung: Der OB-Bewerber Matthias Knecht hat klare Vorstellungen für Ludwigsburg. Am meisten dürfte ihn vom Amtsinhaber Werner Spec der Stil unterscheiden. Mit seinem Slogan beweist er schon mal Mut zum Reim.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Eine Weile lang kann man glauben, Matthias Knecht will der neue Oberbürgermeister von Ludwigsburg werden, um die Stadt zu streicheln. Bei der Pressekonferenz, mit der er sich am Donnerstag offiziell der Öffentlichkeit präsentierte, sagte er viele Sätze, die mehr nach Mediator klingen als nach Macher. „Ich möchte das Miteinander stärken“, ist so ein Satz. „Ich möchte allen Parteien und Bürgern die Hand reichen“, lautet ein anderer. Oder: „Einer meiner Hauptanreize ist es, Leute zusammenzubringen.“

 

Allerdings wird dann doch schnell klar: Knecht will mehr. Der 43-jährige Jurist und Verwaltungswissenschaftler sagt nämlich auch: „Ich will die Stadt nicht nur atmosphärisch, sondern auch inhaltlich weiterbringen.“ Auf seiner Homepage, die seit Donnerstag online ist, liest sich das so: „Salopp gesprochen muss eine Stadt wie Ludwigsburg nicht ständig kleine oder mittlere Luftballons steigen lassen, mir sind die größeren wichtiger. Und die sollten dann auch wirklich fliegen.“ Es nutze wenig, um nur eines von Knechts Beispielen widerzugeben, einen „Wohlfühlbahnhof“ auszurufen, wenn man sich dort spätestens nach 22 Uhr nicht mehr sicher fühle.

Der Bewerber will alle in ein Boot holen

Matthias Knecht, der sich als „waschechter Ludwigsburger“ bezeichnet, ist aktuell der einzige Herausforderer von Werner Spec (parteilos) bei der Wahl am 30. Juni. Unterstützt wird er von der CDU und der SPD – bis jetzt. Die Freien Wähler sind für Werner Spec, doch Matthias Knecht würde sich freuen, wenn er noch die Grünen für sich gewinnen könnte. „Die haben auch tolle Ideen.“ Und hört man Knecht sprechen, scheint es ganz nach seinem Geschmack, „verschiedene Pole zu vereinen“, um das beste Ergebnis zu erzielen.

Mit Blick auf die jüngste ÖPNV-Debatte sagt er zum Beispiel, die Front zwischen Schnellbussen und Stadtbahn sei gar nicht notwendig. „Es geht nicht um Dogmatik, sondern darum, was die Stadt braucht.“ Oft sei Pragmatismus entscheidend. Womöglich seien nicht allein Schnellbusse (BRT) die Lösung der hiesigen Verkehrsprobleme, womöglich könne man mit normalen Bussen mehr erreichen. Knecht will keine gefassten Beschlüsse ignorieren, aber dennoch schauen, „ob Vielfältigkeit nicht auch Sinn macht“. Und er will „genau hinhören“, was Bürger ihm sagen, und was er bei seinen Gesprächen mit den Experten im Rathaus erfährt. Auch mit dem Landrat Rainer Haas will er sich „zeitnah“ treffen. Dabei soll es um die Anbindung Ludwigsburgs an die Kommunen im Umland gehen. Beim Wohnungsbau, dem zweiten „Riesenthema“, setzt der Kandidat ebenfalls auf das Beste aus allen Welten, in diesem Fall auf die Welt der städtischen Wohnungsbau WBL und die der privaten Investoren. Private Bauträger klagen immer wieder darüber, dass sie gegenüber der WBL das Nachsehen hätten und aus dem Wettbewerb gedrängt würden. Matthias Knecht jedoch verspricht: „Privates Engagement und staatliches Wirken – wir brauchen beides.“ Außerdem setzt er auf den Ausbau von Dachgeschossen. Auf diese Weise könne viel Wohnraum gewonnen werden.

Eine neue Hochschule für Ludwigsburg?

Womöglich, so Knechts Überlegungen zum Thema Bildung, lässt sich auch eine weitere Hochschule für Ludwigsburg gewinnen? Eine, die dem Umstand Rechnung trage, dass die Stadt nicht nur Film- und Medienstadt ist, sondern auch eine Stadt des produzierenden Gewerbes und des Mittelstandes. Und beim Thema Betreuung spricht er den Kirchen und Vereinen eine zentrale Rolle zu. „Mit ihnen können wir ganz viel bewegen“, sagt Matthias Knecht, der nicht nur dem großen MTV Ludwigsburg vorsitzt, sondern auch dem gesamten Stadtverband für Sport.

Matthias Knecht, der an der Hochschule Kempten eine Rechtsprofessur hat und auch Dekan ist, weiß, dass er inhaltlich nicht mit dem Amtsinhaber Spec konkurrieren kann. Und dass seine Betonung des Miteinanders auch skeptisch machen kann. Aber erstens, kontert Knecht, dürfte niemals jemand gegen einen Amtsinhaber antreten, wenn einem vor (anfänglicher) inhaltlicher Unterlegenheit bange wäre. Und zweitens, versichert er, könne er nicht nur moderieren, sondern auch „klare, harte Kante“ zeigen. Die jüngst erfolgte Fusion des MTV mit der Sportvereinigung 07 wäre anders kaum gelungen.

Plakate gibt es noch nicht

Plakate mit dem Konterfei des Kandidaten werden in der Stadt erst nach der Kommunalwahl am 26. Mai zu sehen sein. Wahlkampf macht Matthias Knecht aber natürlich schon jetzt. Der Slogan, mit dem er die Ludwigsburger für sich gewinnen will, lautet „Echt.Knecht!“ Das sei ernst gemeint, versichert der 43-Jährige und muss dabei selbst lachen. Er wolle echt sein und echt bleiben, stehe für eine echte Bürgerbeteiligung und ein echtes Miteinander.

Zu so viel Echtheit gehört übrigens auch, dass Matthias Knecht die Arbeit des jetzigen OB anerkennt. „Werner Spec hat viel für diese Stadt geleistet.“

Aus Ludwigsburg ins Land

Person
Matthias Knecht, der nicht mit der Architektenfamilie Knecht verwandt ist, ist in Ludwigsburg aufgewachsen. Nach dem Abitur an der Waldorfschule und dem Wehrdienst studierte er Jura in Konstanz und München und später Verwaltungswissenschaften in Speyer. Er ist verheiratet und hat einen fünfjährigen Sohn. Momentan lebt er in Stuttgart, würde als OB aber nach Ludwigsburg ziehen.

Werdegang
Knecht war Projektkoordinator bei der Max-Planck-Gesellschaft in München und Persönlicher Referent des Wirtschaftsförderers der Region Stuttgart. Seit 2011 lehrt er in Kempten, seit 2017 ist er Gutachter bei der Europäischen Kommission. Inklusive seinem Vereins-Engagement kommt Knecht seinen Angaben zufolge auf 20 Jahre Verwaltungserfahrung.

Termin
Die OB-Wahl findet am 30. Juni 2019 statt, noch bis zum 3. Juni können sich weitere Kandidaten bewerben.