Sollen die Grünen in Ludwigsburg Matthias Knecht bei der OB-Wahl unterstützen – wie CDU und SPD es tun? Darüber wird intern kräftig gestritten – und der Amtsinhaber Werner Spec startet seinen Wahlkampf.

Ludwigsburg - Die Grünen sind bundesweit im Aufschwung. Vielleicht werden sie bei der Gemeinderatswahl am 26. Mai sogar stärkste Kraft in Ludwigsburg. Doch in einer zentralen Frage der Stadtpolitik gelingt es der Partei nicht, Stellung zu beziehen: Soll sie sich in Sachen OB-Wahl am 30. Juni in die große Koalition gegen den Amtsinhaber Werner Spec (Freie Wähler) einreihen?

 

Der von CDU und SPD unterstützte Rechtsprofessor Matthias Knecht wird sich am Donnerstag bei einer Mitgliederversammlung des grünen Ortsverbandes vorstellen. Dabei soll er seine Ziele erläutern. Danach sollte, so stand es in der ursprünglichen Einladung, intern diskutiert und abgestimmt werden, ob die Grünen Knecht offiziell unterstützen. Doch offenbar gibt es starke Kräfte innerhalb der Partei, die eine solche Abstimmung verhindern wollen. „Sie wird wohl nicht stattfinden“, sagt Silke Gericke, eine von zwei Sprechern des Vorstandes.

Sebastian Engelmann hat als Kandidat abgesagt

Klar ist: Ein eigenständiger, konkurrenzfähiger Grünen-Kandidat ist sehr unwahrscheinlich. Die interne Findungskommission hatte sich auf einen Bewerber verständigt – den Marbacher Gemeinderat Sebastian Engelmann (34), der früher für SWR und ZDF als Moderator gearbeitet hat. Seit 2016 leitet er das Büro von Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) in Stuttgart. Doch Engelmann soll seine Ambitionen zurückgestellt haben, weil die SPD ihn nicht unterstützt hat.

Somit steht die Ökopartei sieben Wochen vor der Wahl ohne präsentablen Kandidaten da. Doch es gibt, wie zu hören ist, innerhalb der Partei eine Gruppe, die dem Amtsinhaber Werner Spec gewogen ist. Zumindest hat man die ehemalige Abgeordnete Ingrid Hönlinger und den Honorarkonsul Siegfried Rapp beim Empfang zur Eröffnung der Schlossfestspiele beobachten können, wie sie auffallend freundlich mit dem OB sprachen.

Matthias Knecht muss noch überzeugen

Eine grüne Mehrheit für Spec, der mit dem Fraktionschef Michael Vierling seit Jahren Wortduelle führt, scheint unrealistisch. Aber eine Mehrheit für Matthias Knecht ist auch nicht gesetzt. Manche, etwa Vierling, zeigen sich beeindruckt von Knechts Bewerbung: „Er ist ein sympathisch Mann, tritt glaubwürdig und sympathisch auf.“ Offiziell festlegen will er sich allerdings noch nicht.

Silke Gericke artikuliert die Zweifel mancher Mitglieder: „Beim sozialen Wohnungsbau neigt Herr Knecht eher dem liberalen Marktmodell zu.“ Nicht alle Positionen des MTV- und Sport-Stadtverbandsvorsitzenden seien mit den Grünen deckungsgleich. Manche tendierten auch dazu, den mit einer linken Agenda angetreten Studenten Jakob Novotny zu unterstützen, der allerdings politisch eher den Linken oder der Ökolinx-Gruppierung des scheidenden Stadtrats Oliver Kube nahe steht und offiziell parteilos ist.

Am Donnerstag diskutieren die Grünen

Die Versammlung am Donnerstag wird nun mit Spannung erwartet. Gelingt es Matthias Knecht, wie bei den Parteiveranstaltungen von CDU und SPD auch, die Grünen-Mitglieder für sich einzunehmen? Oder bleiben die Grünen neutral, hoffen gar noch auf einen Weißen Ritter? Einen Überraschungskandidaten, der bis zum Ende der Bewerbungsfrist Anfang Juni seinen Hut in den Ring wirft?

Der Amtsinhaber Werner Spec jedenfalls hat den Kampf aufgenommen. Seine Homepage hat er nach einem Bericht unserer Zeitung aktualisiert. „Gute Jahre für Ludwigsburg“ seien seine 16 Jahre Amtszeit gewesen, schreibt er nun, „viele sagen: sie waren herausragend!“ Marstall-Center, Stadtmuseum MIK, Wilhelm-Galerie, MHP-Arena: Spec listet seine Erfolge auf und erinnert die Wähler: „Wir sind noch nicht am Ziel!“ Nur durch hohe Kompetenz, Mut, Erfahrung und Tatkraft sei alles möglich gewesen.

Sein Wahlprogramm betont übrigens ausdrücklich den Umweltschutz. „Wir haben nur diese eine Erde“, schreibt Spec, der Wahlslogan seiner Kampagne lautet: „Nachhaltig. Erfolgreich. Ludwigsburg.“