Drei Bewerber wollen am kommenden Sonntag bei der OB-Wahl dem Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) Paroli bieten. Seit der die Pläne für eine Bundesgartenschau im Jahr 2023 präsentiert hat, mehren sich in der Stadt allerdings die kritischen Stimmen.

Mannheim - Die Spannung steigt, die Nervosität wird größer; am kommenden Sonntag werden die Mannheimer darüber entscheiden, wer in den nächsten acht Jahren an der Spitze der Stadt steht. Eins ist schon jetzt sicher: es wird wieder ein Mann sein. Gleich zwei Gegenkandidaten aus dem konservativ-bürgerlichen Lager wollen Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) den OB-Sessel streitig machen: der Horber Oberbürgermeister Peter Rosenberger tritt für die CDU an, die Freien Wähler der Mannheimer Liste (ML) schicken den Unternehmer und Stadtrat Christopher Probst ins Rennen. Daneben steht als dritter ein Vertreter der „Partei“, Christian Sommer, der im Gegensatz zu den Bewerbern der arrivierten Gruppierungen bisher politisch nicht in Erscheinung getreten ist.

 

Alles andere als ein Sieg des Amtsinhabers wäre eine faustdicke Überraschung – aber Überraschungen sind bekanntlich gerade bei OB-Wahlen nie ganz ausgeschlossen. „Ich hoffe, dass es möglich ist, es im ersten Wahlgang zu schaffen“, sagt Kurz (52) deshalb betont vorsichtig. Sein Kontrahent Peter Rosenberger (43) ist deutlich optimistischer: „Ich glaube an einen zweiten Wahlgang“, versichert er. Probst (52) hingegen, der nach Einschätzung der Experten zumindest mit einem ordentlichen zweistelligen Ergebnis rechnen darf, hält sich lieber zurück mit seiner Einschätzung. „Diese Wahl ist eine Blackbox“, sagt er.

Die Bilanz von Kurz’ erster Amtszeit ist beachtlich

Für Kurz spricht sicher der Amtsbonus. Er hat in den ersten acht Jahren als OB der eher finanzschwachen Stadt Mannheim eine beachtliche Bilanz vorgelegt: Er hat die Verwaltung und die Ratsarbeit modernisiert, die Kinderbetreuung wurde massiv ausgebaut. Er hat planmäßig attraktive Großveranstaltungen mit überregionaler Ausstrahlung – wie das deutsche Turnfest oder den Katholikentag – in die Stadt geholt, er hat den Neubau der Kunsthalle auf den Weg gebracht. Auch die schwierigen Begleiterscheinungen der Zuwanderung hat Kurz im Rahmen des Möglichen ordentlich gemeistert und das Jahrhundertthema der Konversion der bisherigen US-Armee-Geländes, das bei seinem Amtsantritt kaum absehbar war, gut in den Griff bekommen. Auch die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, die in den vergangenen Jahrzehnten den Abbau von Tausenden industrieller Arbeitsplätze verkraften musste, kann sich sehen lassen.

Dass der Jurist, ehemalige Verwaltungsrichter und Kulturbürgermeister dennoch nicht ganz unumstritten ist, liegt vor allem an den Planungen für die Bundesgartenschau 2023. Gedacht als praktisches Instrument, um – mit Hilfe größerer Landeszuschüsse – bisherige Kasernenflächen in einem überschaubaren Zeitraum zu einem attraktiven Grünzug umzugestalten und dabei zugleich die Stadtentwicklung voranzubringen, war sie von allen Fraktionen im Rat einhellig beschlossen worden. Inzwischen ist sie allerdings angesichts verschiedener Planungsprobleme und Kommunikationsfehler zum Reizthema geworden, das die Kritiker von Kurz – von radikalen Umweltschützern über bedrohte Kleingärtner bis in die Reihen der CDU hinein – weidlich nutzen. Neben dem Amtsbonus, klagt der OB daher angesichts der teils sehr unsachlichen und aggressiven Auseinandersetzungen, gebe es durchaus auch einen „Amtsmalus“.

Der Gegenkandidat wirbt für einen Kompromiss

Mit dem müssen sich seine  Herausforderer nicht herumschlagen. So konnte es sich der CDU-Kandidat vergleichsweise leichtmachen: Rosenberger hat beim Zankapfel Buga einfach für einen Kompromiss geworben, ohne zu verraten, wie er ihn hinkriegen will. Statt schwieriger Zukunftsthemen wie Wirtschaftsentwicklung und Zuwanderung zu thematisieren, hat seine Partei versucht, mit einfacheren Themen wie Ordnung und Sauberkeit zu punkten und dabei auf nicht übertrieben witzige Wortspielchen gesetzt: „Die Sicherheit in der Stadt darf nicht zu kurz kommen“, ist auf Großplakaten zu lesen; desgleichen auch „Die Sauberkeit, die Beteiligung . . .“. Das Wahlkampfteam der Sozialdemokraten hat inzwischen knapp gekontert: „Am Sonntag Kurz wählen gehen!“ – so lautet ihr aktueller Slogan.

Im Gegensatz zur CDU, die mitten im Wahlkampf einen veritablen Streit über ihre Finanzprobleme und alten Wahlkampfschulden vom Zaun gebrochen hat, sind die Reihen der SPD hinter Kurz harmonisch geschlossen. Auch viele Grüne und die Vertreter der Linken haben ihm ihre Unterstützung zugesagt. Ob Rosenberger, den der inzwischen nicht mehr unumstrittene Kreisvorsitzende Nikolas Löbel im Februar fast in letzter Minute präsentiert hat, noch mit der ganzen CDU rechnen darf, gilt hingegen als nicht mehr so sicher. Dafür darf er sich wohl Hoffnung machen auf einige Stimmen aus dem bürgerlich-konservativen Kreisen jenseits der CDU, auch wenn die FDP offiziell keine Wahlempfehlung abgegeben hat. Insgesamt befürchten Kenner trotz der durchweg respektablen Bewerberriege eine eher niedrige Wahlbeteiligung. Vor acht Jahren lag sie bei 37 Prozent. „Wenn man wieder in dem Bereich landet, muss man zufrieden sein“, sagt Kurz. Sorgen, dass der Post-Streik die Briefwahl beeinträchtigt, muss man sich nach Angaben der Stadt nicht machen: Der Rücklauf habe bisher geklappt, und die Post habe zugesagt, dass die roten Wahlbriefe trotz des Streiks bis zum Wahltag zugestellt werden könnten. Wer sichergehen wolle, könne seine Briefwahl noch bis Freitag, 18 Uhr, direkt im Rathaus erledigen.