Der Kandidat für die Nürtinger Oberbürgermeisterwahl will das Klima im Gemeinderat verbessern. Einem Hotel am Neckar erteilt Matthias Ruckh eine Absage.

Nürtingen - Kein anderes Thema ist in Nürtingen in den vergangenen zwei Jahren so kontrovers diskutiert worden wie eine mögliche Bebauung am Neckar auf Höhe der Fischtreppe. Was die inzwischen erst einmal auf Eis gelegten Hotelpläne angeht, hat der Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl am 5. Mai, Matthias Ruckh, eine klare Meinung: „Für mich ist ein Hotel an diesem Standort keine Option.“ Zwar seien zusätzliche Übernachtungskapazitäten durchaus notwendig. „Ich glaube aber, dass wir im Stadtgebiet andere Möglichkeiten haben“, sagt der 48-Jährige.

 

Dialog soll zu tragfähigen Lösungen führen

Er halte es für wichtig, Freiflächen so zu behandeln, dass bei der Bewerbung Nürtingens um eine Landesgartenschau die Chancen auf Fördermittel nicht verbaut werden. Für das zur Wohnbebauung vorgesehene Wörth-Areal auf der gegenüber liegenden Neckarseite kann sich Ruckh auch eine auf eine Häuserzeile abgespeckte Bebauung vorstellen. Hier müssten jedoch Vor- und Nachteile abgewogen werden – auch im Gespräch mit den Investoren.

Die Notwendigkeit zum Dialog stellt der amtierende Bürgermeister von Wolfschlugen generell in den Mittelpunkt. „Mit den Menschen reden, Fakten offen auf den Tisch legen und gemeinsam Ideen und Lösungen entwickeln“ – auf diese Formel bringt Ruckh die seinen eigenen Worten zufolge „kooperative, dialogorientierte Herangehensweise“. So möchte er auch das Klima im Gemeinderat verbessern, das unter dem Einfluss solcher Reizthemen wie des umstrittenen Hotels am Neckar in der Vergangenheit gelitten hat. „Ich bin mir sicher, dass ich das schaffen kann“, gibt sich der parteilose Bewerber zuversichtlich.

Matthias Ruckh ist mit der Stadt eng verwurzelt

Der Hochwasserschutz und die Belebung der Innenstadt unter anderem durch gastronomische Angebote sind aus Sicht des Bewerbers zentrale Aufgaben für die nächsten Jahre. Ganz oben auf der Prioritätenliste rangiert für Matthias Ruckh allerdings die Bildung. So müsse Nürtingen beispielsweise seinem Ruf als Schulstadt weiter gerecht werden. Insgesamt sieht er in der Stadt „erhebliches Potenzial“. Als „Schmuckkästchen“ bezeichnet der Kandidat Nürtingen, mit selbstbewussten Ortschaften, lebendigen Vereinen und engagierten Bürgern.

Der gebürtige Stuttgarter, der zwölf Jahre lang Ortsvorsteher der Nürtinger Teilorte Raidwangen und Reudern war, bevor er 2010 zum Bürgermeister von Wolfschlugen gewählt wurde, bezeichnet Nürtingen als seine „Heimat- und Lieblingsstadt“. Er wohnt mit seiner Frau Kirsten in Raidwangen. Fünf Buben – teils schon im Erwachsenenalter – sind Teil der Patchworkfamilie. „Nahe an den Menschen, werde ich auch ganz bewusst diejenigen mitnehmen, die in einer immer häufiger durchgestylten Glitzerwelt nicht in vorderster Reihe stehen: Ältere, Kranke und Behinderte, Kinder, Alleinerziehende, Arbeitslose“, sagt Ruckh.

Bewerber diskutieren am 12. April in der Stadthalle

Der Diplom-Verwaltungswirt baut auf motivierte Mitarbeiter im Rathaus. „Ich lasse Freiräume und habe großes Vertrauen in die Amts- und Sachgebietsleiter, aber ich will Bescheid wissen“ – so beschreibt Matthias Ruckh seinen Führungsstil. Die Bewerbungsfrist für die OB-Wahl endet am 9. April. Am 12. April gibt es eine Podiumsdiskussion mit den Kandidaten in der Stadthalle. Neben Matthias Ruckh hat bisher der Jurist Johannes Fridrich seinen Hut in den Ring geworfen. Der Amtsinhaber Otmar Heirich (SPD) tritt aus Altersgründen zu der OB-Wahl nicht mehr an.