Die Wähler haben den 42-jährigen Regierungsdirektor aus der Oberfinanzdirektion zu ihrem neuen Oberbürgermeister bestimmt. Als Einheimischer hat sich der Parteilose gegen den Backnanger Klaus Jürgen Weber (SPD) durchgesetzt.

Remseck - Aus der Oberfinanzdirektion ins Remsecker Rathaus führt der Weg von Dirk Schönberger. Der 42-Jährige hat sich am Sonntag bei der Wahl zum neuen Remsecker Oberbürgermeister mit 50,4 Prozent der Stimmen gegen Klaus Weber (SPD) durchgesetzt, der knapp unterlag und 49,4 Prozent erhielt. Auch wenn die Wahl ein gutes Ende für Dirk Schönberger und brachte, so brachte sie ein schlechtes für die Stadt. Denn obwohl ein neues Stadtoberhaupt gesucht wurde, gaben nur 32,9 Prozent der Wahlberechtigten ihr Votum ab. Nicht einmal ein Sechstel der Remsecker Wähler haben Schönberger zu seinem neuen Amt verholfen.

 

Acht Prozent Wahlbeteiligung in Pattonviller Grundschule

„Die Wahlbeteiligung war miserabel. In einer Situation, in der klar ist, dass der Amtsinhaber nicht mehr antritt, geht nur ein Drittel der Menschen zur Wahl“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat, Gerhard Waldbauer, kopfschüttelnd. Im Wahllokal in der Pattonviller Grundschule lag die Wahlbeteiligung sogar unter acht Prozent.

Für den Sieger war die Wahlbeteiligung direkt nach der Veröffentlichung der Ergebnisse erst einmal zweitrangig. Denn der Wahlabend wurde für ihn zur Zitterpartie. „Dass das so spannend wird, hätte ich nicht gedacht“, sagte er. Nach den ersten Ergebnissen lag Klaus Weber mit 54,5 Prozent der Stimmen vorne. Danach begann die Aufholjagd. Schönberger überholte seinen Kontrahenten erst, als die Ergebnisse des letzten Wahlbezirks eintrafen. Es war ein Briefwahlbezirk, der ihm letztlich ein Plus von 67 Stimmen bescherte und Klaus Webers Niederlage besiegelte. „Ich bin sehr enttäuscht, weil das Ergebnis so knapp war, möchte Dirk Schönberger aber zu seine Wahl gratulieren“, sagte der unterlegene Kandidat nach der Wahl.

Für Dirk Schönberger beginnt jetzt die Zeit der Einarbeitung. Er sei sehr froh, dass er bis zum 1. September Zeit habe, um sich in Gesprächen mit Vereinen, Bürgern und Verwaltungsmitarbeitern auf sein Amt vorzubereiten. Dann wird der 42-jährige Jurist, der im Ortsteil Aldingen wohnt, die Amtskette von Karl-Heinz Schlumberger übernehmen, der mittlerweile das Alter von 67-Jahren erreicht hat und damit nicht mehr kandidieren durfte. Schlumberger geht notgedrungen nach zwei Amtszeiten. Sein Nachfolger möchte sich noch nicht zu Spekulationen über die Dauer seiner Amtszeit äußern. „Ich werde mich bemühen, hier für die Stadt mein Bestes zu geben“, sagte der 42-Jährige.

Der Erste Bürgermeister wird zum wichtigen Helfer

Gemeinsam mit dem neuen Oberbürgermeister konnte die Remsecker CDU triumphieren. Die Partei hatte früh eine Wahlempfehlung für Dirk Schönberger abgegeben. „Das Ergebnis bestärkt uns darin, dass es wichtig ist, dass sich Parteien in den Wahlkampf einschalten“, sagte der Ortsverbandsvorsitzende Steffen Kirsch. Als Verlierer standen dagegen die Grünen und die SPD da, die Klaus Weber unterstützt hatten. Wenngleich der Chef des SPD-Ortsverbands, Kurt Goldmann, das Ergebnis nicht als Niederlage empfand, war er enttäuscht: „Erst die Briefwähler haben Dirk Schönberger am Ende zu 67 Stimmen mehr verholfen. Das ist Mist.“

„Es wird jetzt erst einmal eine Lernphase geben, in der sich der neue Oberbürgermeister und der Gemeinderat finden müssen“, sagte Gerhard Waldbauer von den Freien Wählern. Das neue Stadtoberhaupt weiß schon, auf was es in dieser Zeit ankommen wird. „Ich bin froh, dass ich mit Karl-Heinz Balzer einen so erfahrenen Verwaltungsfachmann an meiner Seite haben werde“, sagte Dirk Schönberger über seinen künftigen Stellvertreter. Das lässt vermuten, dass der Erste Bürgermeister im Herbst für ein paar Wochen der heimliche OB Remsecks werden könnte.