Der Schwäbisch Haller OB Hermann-Josef Pelgrim (SPD) hat bei der Wahl am 10. März zwei Mitbewerber, die aber ohne echte Chance sind. Auch dem Amtsinhaber fliegen die Herzen nicht gerade zu.

Schwäbisch Hall - Die Namen auf der Liste der Wählerinitiative lesen sich wie ein „Who- is-who“ der Stadt: Quer durch alle Fraktionen sprechen sich 22 der 36 Räte für den Amtsinhaber Hermann-Josef Pelgrim aus. „Unsere Wahl“ lautet der Slogan, den namhafte Vertreter der Wirtschaft wie Hans Bühler (Optima Verpackungsmaschinen) und Mark Hiller (Recaro Flugzeugsitze) ebenso mittragen wie der FDP-Mann Walter Döring, Ex-Wirtschaftsminister des Landes, Erhard Epple, SPD-Grande, und der Herausgeber des Haller Tagblatts (HT), Claus Detjen.

 

Nicht einmal die Mitbewerber glauben an eine Chance

Dass sich zur Wahl am kommenden Sonntag zwei Mitbewerber gemeldet haben, wird den Ausgang nicht wesentlich beeinflussen. Daran glauben nicht einmal die beiden selbst: Alessandro Marchetta, 47, Lehrer, und Alexander Kejs, 27, Friseur, sind eine demokratische Alternative, aber ohne Chance. Viel mehr als das arg strapazierte Wort von der Bürgerbeteiligung hatten beide nicht beizutragen, als sie sich bei der Veranstaltung der Stadt offiziell den Bürgern vorstellten. Und doch fühlen sich Marchetta und Kejs nicht ernst genommen. Zunächst hatte das „Haller Tagblatt“ (HT) ein Wahlforum mit dem Südwestrundfunk (SWR) angekündigt, um allen Kandidaten „auf den Zahn zu fühlen“. Dann lud die Zeitung die beiden Gegner Pelgrims kurzerhand aus und sagte zuletzt die Veranstaltung ganz ab. Das erste Zusammentreffen der drei Bewerber sei „ausreichend informativ“ gewesen, reicht das HT auf Anfrage eine Begründung nach. „graischy“ postet dazu auf der Seite des online-Portals „Hohenlohe ungefiltert“: Offenbar sei die Redaktion der Meinung, „dass die Gegenkandidaten eine Stadt wie Schwäbisch Hall nicht regieren könnten“.

Pikantes Detail: Bereits nach der Ausladung von zwei der drei Bewerber hatte sich der SWR aus der angestrebten Medienpartnerschaft verabschiedet. Das bestätigt Ulrike Hagenbuch, die Studioleiterin in Heilbronn. Nun wird der OB am Donnerstag vor der Wahl bei seiner Abschlussveranstaltung alleine die Zukunft der Stadt skizzieren.

Trotz guter Bilanz scheint der OB die Konfrontation zu scheuen

Warum scheut Pelgrim die direkte Auseinandersetzung? Hat er das nötig? Die Bilanz seiner 16 Amtsjahre ist durchaus positiv. Noch nie gab es so viele Beschäftigte, noch nie so viele Einwohner in der Stadt. Anfang 2012 gerieten Hall und sein Oberhaupt in die Schlagzeilen, als die Stadt eine spektakuläre Anwerbeaktion in krisengebeutelten Euroländern startete, um den Fachkräftemangel zu beheben. Über Nacht fluteten 15 000 Bewerbungen aus Portugal die Haller Arbeitsagentur und legten die Server lahm. Gerade mal 25 bis 40 Jobsuchende sind in die Stadt am Kocher gezogen, resümierte Hermann-Josef Pelgrim ein Jahr später.

Am Campus Hall, einer Außenstelle der Hochschule Heilbronn, werden bald 1000 Studenten in sechs Studiengängen unterrichtet. Pelgrim konnte bedeutende Infrastrukturmaßnahmen verwirklichen. Dazu zählen das Kocherquartier, ein modernes Einkaufszentrum anstelle der alten Gefängnisanlagen mitten in der Stadt, sowie eine spürbare Verkehrsentlastung durch West- und Ostumgehung.

Die Herzen fliegen dem Amtsinhaber nicht gerade zu

Vor allem aber gelang es dem SPD-Mann, die Finanzen zu konsolidieren. 2002 hatten sich die städtischen Einnahmen durch den Wegfall der Gewerbesteuer der Bausparkasse fast halbiert. „Wenn wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht hätten, wären wir längst pleite“, sagt der Oberbürgermeister, der als Sparmaßnahme Finanz- und Baubürgermeister in Personalunion ist. Unterstützt wird das Stadtoberhaupt lediglich von einer Dezernentin. Bettina Wilhelm, die bei der Stuttgarter OB-Wahl unterlegene SPD-Kandidatin, ist zu ihrem alten Job als Sozialbürgermeisterin zurückgekehrt. Auch Pelgrim musste übrigens zuletzt eine Niederlage verkraften: Bei der Landtagswahl 2011 war er als SPD-Kandidat für den Hohenlohe-Kreis angetreten und musste sich Arnulf von Eyb (CDU) geschlagen geben.

Jeden Samstag verteilen Pelgrim und seine Wahlhelfer nun in der Innenstadt Informationsmaterial und Süßigkeiten in Form roter Herzen. Die fliegen dem Amtsoberhaupt nämlich nicht einfach zu. Der Westfale wird für seine fachliche Kompetenz geschätzt, geliebt wird er nicht. „Ich bin kein Volkstribun“, sagt er. Manche nennen ihn arrogant.

Dafür hat Pelgrim 2005 die Quittung bekommen. Mit einer Wahlbeteiligung von nur 22,3 Prozent wurde der Volkswirt, der ohne Gegenkandidaten antrat, in seine zweite Amtszeit gewählt. Mindestens 30 Prozent wünscht sich Pelgrim am 10. März. Sein Unterstützerkreis zähle schon 350 Personen: „Die Frage ist doch, traut man jemandem zu, diese Aufgabe zu bewältigen. Und die allermeisten trauen es mir zu.“ Offenbar auch die Opposition, die keinen eigenen Kandidaten aufgestellt hat.