Bei der Singener OB-Wahl hält Amtsinhaber Oliver Ehret hält seinen Bürgermeister und Herausforderer Bernd Häusler im ersten Wahlgang knapp auf Distanz. Um sein Amt muss er dennoch zittern.

Singen - Die Oberbürgermeisterwahl in Singen (Kreis Konstanz) muss in die zweite Runde. In einem äußerst spannenden Wettlauf zweier CDU-Kandidaten setzte sich der Amtsinhaber Oliver Ehret im ersten Anlauf zwar mit 49,9 Prozent der Stimmen gegen seinen Bürgermeister und Herausforderer Bernd Häusler (48,5 Prozent der Stimmen) durch, da Ehret jedoch die absolute Mehrheit denkbar knapp um weniger als ein Prozent verpasste, ist am 14. Juli ein erneuter Wahlgang nötig.

 

„Ich hätte erwartet, dass ich gleich im ersten Wahlgang wiedergewählt werde“, kommentierte Ehret die Entscheidung. Häusler sagte, er werde „weitermachen wie bisher“ und sich auch „künftig nicht verleiten lassen, einen Schmutzwahlkampf zu führen“.

Die Wahlbeteiligung lag bei 43,7 Prozent. Singen ist die erste Stadt im Land, bei der 16- bis 18-Jährige wählen gehen könnten. Wie viele der 908 Jugendlichen unter den 34 947 Wahlberechtigten zur Urne schritten, ist nicht erfasst worden.

Schlammschlacht mit desavouierenden Bildern

Der dritte Bewerber im Bunde, Thomas Köstler, ein einheimischer, ehemaliger Maurer und freischaffender Künstler, kam auf 1,5 Prozent der Stimmen. Der 46-Jährige, dessen Programm im Wesentlichen daraus besteht, die Stadt fröhlicher zu machen, spielte im Wahlkampf keine Rolle.

Unbeschwerte Fröhlichkeit wäre für die 45 000 Einwohner zählende Industriestadt am Hohentwiel in der Tat in den kommenden 14 Tagen dringend nötig. Der hart und teilweise sehr persönlich geführte Wahlkampf der beiden Hauptkontrahenten hat die Stadt in zwei fast unversöhnliche Lager geteilt. Die Mittel wurden rauer und waren zuletzt nur wenig über, meist aber unter der Gürtellinie angewandt worden.

Drei Tage vor der Wahl wurde ein desavouierendes Bild des OB Ehret in Umlauf gebracht, die ihn in einer eher schlecht beleumdeten Innenstadtkneipe dabei zeigt, wie ihm eine junge Frau das Seidenhemd zerreißt. Ehret postete das Bild postwendend auf seiner Facebook-Seite mit dem Kommentar, er sei „nachts in Kneipen unterwegs, um Wählerinnen und Wähler zu erreichen, die bis 22 Uhr arbeiten“. Den eher peinlichen Vorgang kommentierte er mit: „Ihr seht daran, dass ich mich vor Fans kaum retten kann. Das ist Wahlkampf hautnah.“ Dann bedankte sich der Amtsinhaber für dieses Foto.

Beobachter befürchten eine weitere Eskalation

Dass sich die Situation in der politisch aufgeheizten Hegaustadt nun beruhigt, ist eher nicht zu erwarten. Beobachter befürchten eher eine weitere Eskalation. Ehret selbst sagte, er wolle die Situation zusammen mit seinem Team analysieren und sich noch einmal neu aufstellen. Häusler will sich erst einmal in Ruhe die Wahlergebnisse ansehen. Erwartet wird, dass die kontroversen Themen weiter dominieren werden. Dazu zählt die aufgrund ihrer hohen Verschuldung und Bauträgertätigkeit außerhalb Singens stark in die Kritik geratene städtische Wohnungsbaugesellschaft GVV. Während Ehret so weitermachen möchte wie bisher, will Häusler den Betrieb neu aufstellen und wichtige innerstädtische Bauvorhaben wie das Kunsthallenareal und die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes einer kritischen Korrektur unterzieht.

Auch die Fusion des Singener Klinik-Verbundes HBH mit den Konstanzer Krankenhäusern unter dem Dach des Landkreises hat man in Singen nicht vergessen. Dagegen hatte sich im vergangenen Jahr die Mehrheit bei einem Bürgerentscheid gewehrt. Jedoch war der Entscheid am fehlenden Quorum gescheitert.

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