OB-Wahl in Stuttgart CDU kürt Frank Nopper einstimmig

Der amtierende Backnanger OB tritt zur Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart an. Sowohl die Findungskommission als auch der Kreisvorstand der CDU zeigten sich bei seiner Nominierung einig.
Stuttgart - Drei Stunden hatte die parteiinterne Findungskommission am Samstagnachmittag getagt, dann stand fest: Der Backnanger Rathauschef Frank Nopper zieht für die Union in den OB-Wahlkampf 2020. Zuvor hatte der ebenfalls als Bewerber gehandelte Freudenstädter OB Julian Osswald aus, wie es heißt, persönlichen Gründen mitgeteilt, er stehe als Bewerber nicht länger zur Verfügung.
Am Ende votierten die Gremiumsmitglieder, am Sonntag dann auch der Kreisvorstand, einstimmig für Nopper, auch die verbliebenen Konkurrenten Stephan Neher (Rottenburg) und Hartmut Holzwarth (Winnenden) zogen den Kürzeren.
In Vaters Fußstapfen
Noch am Sonntagnachmittag erklärte sich Nopper im Hinterzimmer einer Stuttgarter Tagesbar: „Nur für Stuttgart und für keine andere Stadt hätte ich nach 18 erfüllenden OB-Jahren in Backnang meinen Hut in die große Arena geworfen.“ Er, der gebürtige Stuttgarter, trage „das kommunalpolitische Gen in sich“, er verweist auf seinen Vater Manfred, der 1966 gegen Arnulf Klett angetreten war, und auf seine Urgroßväter, die Gründer der Firma Zahn-Nopper. „Sie sehen: Ich schnauf Stuttgart!“, sagt er mit geübter Stimme und Gestik.
Bürgersprechstunde im Visier
Ein „abschließendes Wahlprogramm“ könne er noch nicht präsentieren, aber Themen, die er angehen wolle: Die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie, schnellere Genehmigungen, schnellere Planungsverfahren, mehr Mut zu Entscheidungen, sichere Grund- und Nahversorgung in den Stadtbezirken, Modellquartiere, intakte Infrastrukturen wie sanierte Schulen und, ja, „wirkungsvolle Wohnungsbauprogramme“, trägt er vor. Auch seine Bürgersprechstunde, die er in Backnang monatlich anbietet, wolle er in Stuttgart fortsetzen.
Unterstützt die FDP Nopper?
Was die Wahl im November im grünen Stuttgart angeht, ist Nopper zuversichtlich: „Eine OB-Wahl ist in erster Linie eine Persönlichkeitswahl. Ich glaube, dass man als bürgerlicher Kandidat die Nase vorn haben kann.“ Der Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann stellt klar: „Wir werden das Gespräch mit FDP und Freien Wählern suchen. Auf deren Unterstützung hoffen wir, wenn nicht im ersten, dann im zweiten Wahlgang.“
Kaufmann zieht zurück
Ansonsten agierte Parteichef Stefan Kaufmann während der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz sehr zurückhaltend. Er hatte zwar sein Interesse an dem OB-Job stets signalisiert, aber seine Absichten nie offiziell gemacht. „Während der Sitzung der Findungskommission hat er seinen Rückzug erklärt“, bestätigt Roland Schmid, der Vorsitzende der Findungskommission. Damit beendete Kaufmann alle Spekulationen um eine mögliche Kampfkandidatur auf dem Nominierungsparteitag der CDU am 21. März.
Die Entscheidung des Kreisvorsitzenden, von einer Kandidatur Abstand zu nehmen, schien offenbar schon vor dem Wochenende gereift. Zu groß mussten ihm die Vorbehalte aus den eigenen Reihen erscheinen, zu groß wäre wohl auch das Risiko gewesen, die Partei durch eine Kampfkandidatur zu spalten und damit einen möglichen Wahlerfolg bei der OB-Wahl im November zu gefährden. Zwar ließ der Bundestagsabgeordnete in den vergangenen Wochen nach Angaben von Parteifreunden keinen Zweifel daran, dass er sich für den bestmöglichen Bewerber für Stuttgarts OB-Amt halte.
Fehlende Erfahrung angekreidet
Auch in seinem Statement nach der Entscheidung der Findungskommission, Nopper ins Rennen zu schicken, sprach Kaufmann von „vielen Ermutigungen und Aufforderungen“, sich als Kandidat zur Verfügung zu stellen. Die wenigsten davon kamen freilich von Parteifreunden, heißt es in Unionskreisen. Kaufmann habe die Fähigkeit, vieles auszublenden und „nur das wahrzunehmen, was er hören will“, so ein führendes Mitglied der CDU.
Er sei „fleißig“ und mache einen guten Job in Berlin, ihm fehle aber sowohl Verwaltungserfahrung als auch persönliche Ausstrahlung, streuten Christdemokraten schon seit Tagen. Dementsprechend soll sich der Kreisvorsitzende, der eigens in die Sitzung der Findungskommission geeilt war, auch über die massive Kampagne gegen seine Person beschwert haben. Wie es mit Kaufmann nun weitergeht, ist offen. Christdemokraten mahnen bereits die vorbehaltlose Unterstützung Noppers im Wahlkampf an, andernfalls stehe Kaufmann als schlechter Verlierer da und müsse zumindest um sein Amt als Kreischef fürchten. Kaufmann selbst sah sich daher noch am Samstag genötigt, das Misstrauen zu entkräften.
Körner, Kienzle, Nopper, Schreier
Die Findungskommission, ließ Kaufmann wissen, habe einen „überzeugenden Vorschlag“ unterbreitet: „Als Kreisverband werden wir Frank Nopper mit ganzer Kraft dabei unterstützen, den Stillstand im Rathaus zu lösen und eine neue Dynamik für ein zukunftsstarkes, optimistisches Stuttgart zu entfachen.“
Um den OB-Posten bewerben sich außer Nopper momentan der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Körner, mutmaßlich die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne), der Tengener Bürgermeister Marian Schreier, der Stuttgarter Werner Ressdorf sowie der Nürtinger Marco Völker, beide parteiunabhängig.
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