Chefredaktion : Holger Gayer (hog)


Sie reden über Ihre Herkunft – welche Werte haben Sie an Ihre Kinder weitergegeben?
Mein Frau und ich haben ihnen immer versucht zu sagen, dass es wichtig ist, etwas zu lernen. Und dass es wichtig ist, sich anzustrengen – egal ob beim Sport, bei der Musik oder in der Schule. Es ist nicht egal, es kommt darauf an! Das war uns wichtig, ihnen zu vermitteln.

Klingt nicht nach antiautoritärer Erziehung.
Jetzt kommen Sie mit Schlagworten! Wir haben als Eltern versucht, die Balance zu halten zwischen Regeln und Freiheiten. Und wir haben unseren Kindern gezeigt, dass wir ihnen vertrauen.

Der Politikbetrieb gilt als wenig familienfreundlich.
Wer in die Politik geht, muss sich klar sein, dass er nicht um 18 Uhr zu Hause auf dem Sofa liegt. Ich habe meine Frau damals im Landtag kennengelernt. Deswegen kennen wir beide die Zwänge dieser Arbeit.

Sie waren also in der Bundespressekonferenz und Ihre Frau in der Kita?
Das war bei uns unterschiedlich. Als wir noch in Luginsland wohnten, habe ich den Großen zur Kita gebracht. In der Bundespolitik habe ich versucht, mir im Terminkalender immer fixe Freiräume für die Familie frei zu halten. Da hatte ich am Sonntag einen Strich drin im Kalender, und ich bin mit der Familie raus an den Wannsee. Außerdem habe ich die Kinder unter der Woche zumindest in der Früh gesehen.

Wenn Sie jetzt nach Stuttgart zurückkämen, würden Sie ein ungeliebtes Erbe antreten: Stuttgart 21.
Das ist immer so in der Politik. Man erbt die guten und die schlechten Taten seines Vorgängers. Ich trete nicht an, um alles besser zu machen als Wolfgang Schuster, das wäre vermessen. Aber bei Stuttgart 21 habe ich eine andere Haltung als er . . .

. . . und deswegen treten Sie künftig, wo immer es geht, auf die Bremse.
Einspruch, da täuschen Sie sich! Ich halte es zwar noch immer für falsch, für so viel Geld einen Bahnhof unter die Erde zu legen, aber ich respektiere auch das Ergebnis des Volksentscheids.

Was bedeutet das konkret?
Sicherheit geht vor Schnelligkeit, etwa beim Mineralwasser. Das ist kein Bremsen, sondern klug. Deswegen sollte man nach der Fertigstellung des Bahnhofs die alten Gleise einen Fahrplanwechsel lang stehen lassen. Ich will sicherstellen, dass der neue Bahnhof die versprochene Kapazität wirklich bringt. Sonst lacht sich am Ende ganz Deutschland über Stuttgart schlapp, so wie jetzt beim Hauptstadtflughafen in Berlin.