Der Schweiß steht ihm auf der Stirn, als er oben auf der Karlshöhe steht. Denn genau hier wollte sich Fritz Kuhn für das StZ-Sommerinterview treffen. Im Gespräch redet er über Luginsland, sein Familienauto und darüber, warum ihm bei einem Spaziergang am Bahnhof Kafka in den Sinn kommt.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart – Der Schweiß steht ihm auf der Stirn, als er endlich oben steht – auf dem grünen Hügel Stuttgarts. Fritz Kuhn wollte sich auf der Karlshöhe treffen, weil er die Topografie der Stadt für eines ihrer Markenzeichen hält. Genau wie das Farbenspiel, das man an einem Sommertag vom Biergarten aus sieht: blauer Himmel, rote Dächer, dazwischen ganz viel Grün. Kuhn tritt für die Grünen als OB-Kandidat an – im StZ-Sommerinterview spricht er über Luginsland, sein Familienauto und darüber, warum ihm bei einem Spaziergang unweit des Bahnhofs ausgerechnet Kafka in den Sinn kommt.

 


Herr Kuhn, wir haben im Archiv ein Foto von Ihnen aus dem Jahr 1986 gefunden: Sie tragen einen Schnäuzer und ein Muscleshirt . . .
Zeigen Sie mal! Ja, stimmt, das war bei einem Redaktionsbesuch bei Ihnen.

Seitdem sind nicht nur mehr als 25 Jahre vergangen: Sie haben als Partei- und Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag eine beachtliche Karriere hinter sich. Was wollen Sie eigentlich noch in Stuttgart?
Was heißt da noch? Ich will Oberbürgermeister von Stuttgart werden. Das ist eine hochattraktive Aufgabe. Ich habe von Erhard Eppler gelernt, dass die Stütze der Demokratie in Deutschland die kommunale Ebene ist. Da sehen die Menschen noch den Bezug von einer politischen Entscheidung zu dem, was vor ihrer Haustür passiert.

Aber Stuttgart wäre für Sie doch nur ein Mikrokosmos – nach dem großen Haifischbecken in Berlin.
In diesem Mikrokosmos zeigt sich doch die ganze Welt. Als Oberbürgermeister sind Sie für alles zuständig: Kitas, Verkehr, Kliniken, Stadtentwicklung. Und was in der großen Energiewende angefangen wird, schlägt auf den Alltag der Menschen durch. Privat kommt für mich dazu, dass ich gerne wieder in Stuttgart leben würde. Wir haben zwölf Jahre in Luginsland gewohnt, unsere Kinder sind dort aufgewachsen.

Sie sind im Jahr 2000 nach Berlin umgezogen – wie hat sich Stuttgart in Ihrer Wahrnehmung seitdem verändert?
Es hat sich viel Positives getan. Die Stadt ist kulturell noch reicher geworden. Wenn ich die Stuttgarter Zeitung lese, entdecke ich jeden Tag mindestens drei Veranstaltungen, die mich interessieren. Das ist stark. Dass es gelungen ist, im Theaterhaus ein Tanztheater von Weltrang anzusiedeln, finde ich großartig.