Die SPD-Kandidatin Bettina Wilhelm setzt sich klare Ziele: Sie will sich für neue Kindergartenplätze und Ganztagsschulen in Stuttgart starkmachen.

Stuttgart - Bettina Wilhelm ist die Person, mit der wir bei der Oberbürgermeisterwahl am 7. Oktober siegen können.“ Mit diesen Worten hat der sichtlich erleichterte SPD-Kreisvorsitzende Dejan Perc am Freitag die Kandidatin der Stuttgarter Sozialdemokraten im Restaurant Tempus offiziell vorgestellt, nachdem der Name bereits am Tag zuvor durchgesickert war. Wilhelm sei zwar parteilos, verfüge aber über ein stark sozialdemokratisch geprägtes Profil und sehr viel Erfahrung in allen Bereichen der Kommunalpolitik. Mit der 47 Jahre alten Ersten Bürgermeisterin von Schwäbisch Hall biete die SPD den Wählern eine personelle und inhaltliche Alternative sowohl zu dem CDU-Bewerber Sebastian Turner als auch zu dem Grünen Fritz Kuhn. Die SPD-Gemeinderatsfraktion und der Kreisvorstand hätten sich am Donnerstagabend einstimmig für Bettina Wilhelm ausgesprochen.

 

„Ich freue mich über das rege Interesse an meiner Person“, bekannte die entspannt wirkende Kandidatin. Sie fühle sich eng mit ihrer Heimatstadt Stuttgart verbunden und wolle hier als Oberbürgermeisterin die „Menschen zusammenbringen und deren Lebenswelt in Stuttgart mitgestalten“. Deshalb habe sie schon im Januar selbst „die Fühler nach Stuttgart ausgestreckt“. Um ihr Ziel zu erreichen, will Wilhelm „im Wahlkampf ganz nahe bei den Menschen sein“ und schon an diesem Wochenende mit Spaziergängen durch die Stadtbezirke beginnen. „Ich möchte im Gespräch mit meiner Authentizität und Glaubwürdigkeit überzeugen.“ Die Voraussetzungen für das Amt bringt die Kandidatin nach eigener Einschätzung „dank meiner zwölfjährigen Erfahrung in der Kommunalpolitik“ mit. „Ich möchte die Bürger dazu bewegen, sich wieder für ihre Stadt zu begeistern und zu engagieren.“ Stuttgart 21 habe die Stadt gespalten, weil die Menschen sich nicht ernst genommen gefühlt hätten. „Ich möchte die Bürger bei Großprojekten, aber auch bezogen auf Stadtteile und Quartiere stärker einbinden und ihr Engagement für die Stadt nutzen“, sagte Wilhelm. „Ich möchte den Menschen ihre Stadt zurückgeben“, so ihr Kredo. Es gelte zudem, alle Entwicklungschancen in den 23 Stadtbezirken der Landeshauptstadt zu nutzen. Es dürfe nicht sein, dass es in manchem Bezirk keinen Metzger oder Bäcker mehr gebe.

Auf Nachfragen äußerte sich sich Wilhelm auch ausführlicher zu Stuttgart 21. „Ich habe beim Volksentscheid über Stuttgart 21 gegen den Bahnhof gestimmt, fühle mich aber jetzt an die demokratische Entscheidung gebunden“, sagte sie. Als Stadtoberhaupt werde sie das milliardenschwere Schienenprojekt konstruktiv, aber kritisch begleiten. „Der Kostendeckel für Stuttgart 21 gilt“, stellte die SPD-Kandidatin fest. Diesen Beschluss des Stuttgarter Gemeinderates trage sie „voll mit“.

„Mehr bezahlbaren Wohnraum“

Als weiteres Ziel nannte die 47-Jährige die Schaffung von mehr Kindergartenplätzen, Ganztagsschulen und Familienzentren. Um Stuttgart als soziale Stadt zu gestalten, müsse mehr getan werden. Es dürfe nicht sein, dass Eltern in manchen Stadtbezirken keine Betreuungsplätze für ihre Kinder fänden. Als Autostadt müsse sich Stuttgart zudem auch dem technischen und gesellschaftlichen Wandel stellen. Neue Arbeitsplätze könnten in der Kreativwirtschaft und durch mehr Dienstleistungsangebote entstehen. Stuttgarts Wirtschaftskraft sei hoch, aber keineswegs ein Selbstläufer. „Wir brauchen auch mehr bezahlbaren Wohnraum und eine intelligente und umweltfreundliche Mobilität“, so Wilhelm. Beim Thema Energiewende sei Stuttgart dank der Gründung eigener Stadtwerke auf dem richtigen Weg.

Am 4. Mai soll die SPD-Basis auf einer Delegiertenkonferenz Bettina Wilhelm, die in Stuttgart aufgewachsen ist und bis vor wenigen Jahren hier gelebt hat, offiziell als OB-Kandidatin nominieren. Vorher haben die Parteimitglieder die Gelegenheit, ihre „Hoffnungsträgerin“ am 24. und 25. April auf zwei Regionalkonferenzen im Verwaltungsgebäude Bad Cannstatt und im Bürgerhaus Möhringen kennenzulernen.