Der OB-Kandidat Sebastian Turner lässt zurückgiften: Auch die anderen Bewerber haben intensive Kontakte zur Wirtschaft, sagt sein Sprecher Stephan Schorn. Beim Grünen Fritz Kuhn sieht er „Geschenk der GLS-Bank“ und auch Bettina Wilhelms Sprecher kriegt sein Fett ab.

Stuttgart - Stefan Kaufmann, der CDU-Kreisvorsitzende und Wahlkampfmanager von OB-Kandidat Sebastian Turner, hat nach den Turbulenzen der vergangenen Tage intern die Hoffnung geäußert, die Debatte über das teure Werbeplakat mit der für ein neues Miteinander werbenden Riesenbrezel sollte zeitnah ein Ende finden. Man wolle sich nun endlich auf die heiße Phase des Wahlkampfes vorbereiten und sich den wichtigen Themen widmen, heißt es bei den Christdemokraten. In einer mit dem Kandidaten und Kaufmann abgestimmten Pressemitteilung vom Dienstag hat derweil Turners Pressesprecher Stephan Schorn die politischen Gegner von Grünen und SPD attackiert.

 

Diese hatten den Umstand, dass sich Turner von Unternehmern aus der Immobilien- und Außenwerbungsbranche eine teure Plakatwerbung an der Heilbronner Straße hatte schenken lassen, heftig kritisiert. Hannes Rockenbauch (SÖS/Linke) hatte Turner gar aufgefordert, die Kandidatur aufzugeben. Wie berichtet, hat der Stadtmöblierer Ilg einen millionenschweren Vertrag mit der Stadt; und die Schwäbische Wohnungs AG verhandelt aktuell mit der Stadt über den Bau eines Hotel-und Wohnungsgebäudes an der Ecke Heilbronner /Wolframstraße.

„Geschenk der GLS-Bank an Kuhn“?

Stephan Schorn, im Hauptberuf Sprecher des Baden-Württembergischen Sparkassenverbandes, erachtet es freilich als problematisch, dass man seinem Kandidaten eine zu große Nähe zur Wirtschaft ankreidet – und diese bei der Konkurrenz problemlos sein solle. Ins Feld führt Schorn die Einladung des Grünen Fritz Kuhn durch die GLS-Bank in Stuttgart. Bei dieser Veranstaltung plauderte der Bundestagsabgeordnete mit einem Journalisten über Politik und sein berufliches Leben. Diese Einladung „ist als Geschenk der GLS-Bank an Kuhn zu werten“, sagt Schorn. Zudem stehe das Institut in einer Beziehung zur Stadt. Der Filialleiter sei als Unterstützer auf Kuhns Internetseite gelistet, der grüne Bewerber suche zudem ebenfalls Spender für Großflächenplakate. Er sei deshalb gespannt, wie Kuhn mit jenen Unterstützern umgehe, die ihm helfen möchten – und gleichzeitig konkrete Erwartungen an die Stadt hätten.

Der Pressesprecher von OB Wolfgang Schuster, Markus Vogt, stellte auf Anfrage klar: „Die Stadt hat gar keine Beziehung zu dieser Bank.“ Und Fritz Kuhn sagte, der Vergleich sei „an den Haaren herbeigezogen“. „Einladungen der Bank, der Volkshochschule, des Lions Clubs oder der Stadt sollen Geschenke sein?“ Der Bankchef persönlich sei sein Unterstützer, nicht die Bank selbst. Und die Großplakate würden von Spenden bezahlt, die an den Kreisverband der Grünen gingen. „Das ist der Unterschied zur CDU“, sagt Kuhns Wahlkampfchef Thomas Dengler. Die Namen der Spender werde man sich natürlich genau anschauen. Nicht, dass sich eine Rüstungsfirma darunter finde.

Schorn nimmt SPD ins Visier

Auch die SPD nimmt Stephan Schorn ins Visier, denn auch Hans Pfeifer, der Wahlkampfmanager der SPD-Bewerberin Bettina Wilhelm, habe eine Nähe zur lokalen Wirtschaft. Pfeifer sitze seit vielen Jahren auf einer 80-Prozent-Stelle als Geschäftsführer der City-Initiative Stuttgart (Cis), einer Vereinigung von Unternehmern, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern. Turners Sprecher nennt die City-Initiative „eine private Lobbyvereinigung der Handelsunternehmen (und in vielen Fällen Immobilieninvestoren)“, die von der Stadt jährlich 100 000 Euro an Zuschuss erhielte. Auch in diesem Fall gebe es Interessenkonflikte.

„Der hauptberufliche Sprecher des Sparkassenverbandes sollte aufpassen, wie er über die Cis-Mitglieder spricht“, sagt derweil Pfeifer. „Denn auch die Sparkassenversicherung gehört dazu.“ Nur etwa 30 Prozent der Mitglieder seien Einzelhändler. Interesse an einer attraktiven City hätten auch Banken, Kulturschaffende und Gastronomen. Der Zuschuss betrage nicht 100 000, sondern 90 500 Euro; dies seien 18 Prozent des Jahresetats. Er verstehe es, die Aufgaben zu trennen. Als Stadtrat, der er zugleich ist, sei er bei der Zuschussgewährung befangen und deshalb nicht stimmberechtigt.