Schuster, Brezel-Plakate und EnBW: Der Talk im Anschluss an den StZ-Stadtspaziergang mit OB-Kandidat Sebastian Turner ließ nichts aus – und hatte manchmal etwas von einem sportlichen Schlagabtausch.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Manchmal hatte das Gespräch Züge eines sportlichen Schlagabtauschs, bei dem die Kontrahenten sich nichts schenken. Als die Rede in dem Talk im Anschluss an den Spaziergang auf OB Schuster kam, ließ Interviewer Holger Gayer Sebastian Turner mal kurz ins Leere laufen. Der ehemalige Werbeunternehmer lobte den Amtsinhaber. Schuster habe eine „irre Leistung“ vollbracht, aber nur einen „mittelmäßigen Ruf“, mitunter werde er bei Kulturveranstaltungen ausgepfiffen, was ihm unverständlich sei. „Da brauchen Sie ja nur noch perfekt verkaufen, was der Vorgänger geleistet hat“, sagte der StZ-Lokalchef, worauf der sonst um keine Antwort verlegene Turner mit einem knappen „genau“ reagierte und den Punkt lächelnd verloren gab.

 

Bei kritischen Fragen gab sich der OB-Kandidat nicht so schnell geschlagen und wählte die Nach-vorne-Verteidigung. Angesprochen auf die umstrittene Großplakatspende, die Turner von einem Unternehmer, der mit der Stadt in Geschäftsbeziehungen steht, angenommen hatte, blieb er dabei: Man habe einen sehr hohen, aber „marktüblichen Rabatt“ erhalten, die Sachspende sei sogar mit dem doppelten Wert verbucht worden, als Person habe er nichts genommen. „Das war total korrekt“, befand Turner. Nur dass man die Sache nicht von Anfang an richtig in der Öffentlichkeit vermittelt habe, sei ein Fehler gewesen. Dass es nicht klug gewesen sein könnte, von einem umstrittenen Außenwerber eine Spende anzunehmen, sieht er nicht so.

Auch die Auffassung, dass die CDU, die den parteilosen Kandidaten nominiert hat, in dieser Frage gespalten sei, entspricht nicht seiner Wahrnehmung. Gewiss zögen nicht alle an einem Strang und es gebe Stimmen, die beklagten, dass es nicht gelungen sei, ein Parteimitglied auf den Schild zu heben. Demgegenüber stelle er fest, dass die Veranstaltungen besser besucht seien als sonst und mehr Mitglieder aktiv seien als erwartet. Turner ist der Meinung, dass die CDU durch seine Kandidatur eher etwas Schwung bekommen hat.

Beim Thema Stadtwerke vertritt Turner die Position, dass eine Kooperation mit der EnBW durchaus von Vorteil sein könnte. Der Kandidat hält es für sehr aufwendig, dem Konzern jene Kunden abzuwerben, die bisher noch nicht zu einem Ökoanbieter gewechselt sind. Und im Zusammenhang mit der Energiewende im Bund sei es wichtig, dass die Netze eine gewisse Größe hätten. Turner: „Je kleiner die Einheiten sind, desto unflexibler wird das Ganze.“ Wer fordere, die Energieversorgung müsse wieder in die öffentliche Hand, dem könne man jetzt aufgrund der veränderten politischen Verhältnisse in dem Konzern und in der Landesregierung mit Winfried Kretschmann an der Spitze sagen: „Die EnBW ist in öffentlicher Hand.“

Deutlich kritischer betrachtet der Kandidat die neue Regierung, wenn es um Stuttgart 21 geht. Hier will er bekanntlich dafür sorgen, dass das Projekt möglichst rasch gebaut wird. Dass die Landeshauptstadt durch den Wegfall der Gleisanlagen eine riesige Brachfläche erhalte, sei eine einmalige Chance. „Das Versprechen dieses Freiraums wird wie ein Magnet wirken“, ist Turner überzeugt.

Eine „Frontstellung“ gegen das Projekt, wie sie die Grünen in der in dieser Frage „zerstrittenen“ Landesregierung betrieben, bringe nur Verzögerungen und höhere Kosten. Die Bahn wiederum sei als großer Konzern sehr „schwerfällig“. Wenn nun noch ein entsprechender OB gewählt würde, der politisch davon profitiere, wenn das Projekt sich laufend verzögere und als schlecht dargestellt werde, dann drohe der Stadt ein „Kartell von Schwerfälligkeit und Destruktion“.