Winnenden hat einen neuen Oberbürgermeister. Hartmut Holzwarth (CDU) setzte sich überraschend deutlich mit 72,9 Prozent der Stimmen durch.

Die rund 28.000 Einwohner der fünftgrößten Stadt des Rems-Murr-Kreises haben einen neuen Oberbürgermeister. Der 40-jährige Diplomverwaltungswirt Hartmut Holzwarth (CDU), zurzeit Bürgermeister in Creglingen (Main-Tauber-Kreis), setzte sich am Sonntag überraschend deutlich mit 72,9 Prozent der Stimmen durch. Sein schärfster Konkurrent, Winnendens Erster Bürgermeister, Norbert Sailer (44), erreichte lediglich 21,8 Prozent, der dritte Bewerber, der Winnender Wirtschaftsingenieur Tilo Kruger (41), erhielt 5,2 Prozent. Der Amtsinhaber, der 59-jährige Bernhard Fritz, hatte schon im Juli vergangenen Jahres seinen Verzicht auf eine dritte Amtszeit erklärt.

Knapp die Hälfte der 19906 Wahlberechtigten, 49,2 Prozent, waren dem Aufruf zu den Urnen gefolgt. 7190 Bürger setzten ihr Kreuzchen hinter den Namen von Hartmut Holzwarth. Der Wahlsieger gehört als einziger der drei Kandidaten einer Partei an und war von der örtlichen CDU unterstützt worden. Für Norbert Sailer, der selbst zumindest mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet hatte, ist die Wahl eine herbe Niederlage. Lediglich 2124 Kreuzchen wurden hinter seinem Namen gemacht. Der dritte Bewerber, Tilo Kruger, dürfte in etwa an seine eigenen realistischen Erwartungen herangekommen sein. 510 Bürger haben ihn gewählt.

Um zehn vor 6 haben alle noch gezittert. Wer jetzt noch durch die Eingangstür des Winnender Rathauses spaziert, den zieht es einen Stock höher - in den Sitzungssaal. Auf einer Leinwand sind dort die Porträts der drei Kandidaten zu sehen, in den Tabellen darunter herrscht noch Leere. Nur wenige Leute sitzen da - Familienangehörige und Freunde der Kandidaten, einige Gemeinderäte und der derzeitige Oberbürgermeister Bernhard Fritz. Während die Helfer in den Wahllokalen im Eiltempo Stimmen auszählen, diskutiert man im Sitzungssaal über ein anderes Endergebnis, den Ausgang der Partie VfB gegen Dortmund.

Um 18.07 Uhr sind bereits fünf von 33 Wahlbezirken ausgezählt, und die Zahlen, die auf der Leinwand auftauchen, lösen ein Raunen im Saal aus: Hartmut Holzwarth liegt mit 77,8 Prozent klar vorne, dann kommt erst mal lange nichts. Für Winnendens Ersten Bürgermeister Norbert Sailer werden nur knappe 17 Prozent angezeigt, für Tilo Kruger gute zehn.

Fast im Minutentakt tickern dann die vorläufigen Wahlergebnisse über die Leinwand. Um 18.22 Uhr ist ein Drittel der Wahlbezirke ausgezählt, und die erste Tendenz bestätigt sich als klarer Trend. Inzwischen haben sich rund hundert Neugierige im Saal versammelt, die Trennwand zum nächsten Raum wird geöffnet, weil langsam der Platz knapp wird.

18.27 Uhr. Die Ergebnisse aus 20 Bezirken stehen fest, und die Zahlen bewegen sich nur noch um wenige Prozentpunkte nach oben oder unten. Der Geräuschpegel steigt. Ein grauhaariger Mann notiert die vorläufigen Ergebnisse auf einem Zettel und staunt: "Dass es nur einen Wahlgang braucht, habe ich mir schon gedacht, aber dass das Ergebnis so eindeutig ist, hätte ich nicht geglaubt. Das ist schon gewaltig." Gewaltig - das heißt in Zahlen: 75 Prozent für Holzwarth, 19 Prozent für Sailer und 5,9 Prozent für Kruger. Die Fotografen nehmen schon mal Hartmut Holzwarth ins Visier, Dutzende von Handys klingeln.

Als um 18.53 Uhr das Endergebnis feststeht, gibt es Jubel, ja Ovationen im Stehen. Bernhard Fritz bittet die drei Kandidaten nach vorne und tröstet Holzwarths Sohn Jonathan, der angesichts von Papas neuem Job gemischte Gefühle hat: "Ich verspreche dir, du bist bald ein guter Winnender."

Mit solch einem Ergebnis habe er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet, sagt Hartmut Holzwarth dann. Und dass er für die Zukunft auf eine gute Zusammenarbeit mit Norbert Sailer und der Winnender Bürgerschaft hoffe.