Die Schwäbische Wohnungs AG finanziert mit der Miete die Zinszahlungen für das ungenützte Areal.

Stuttgart - Das Gerüst mit dem Riesenplakat, auf dem der OB-Kandidat von CDU, FDP und Freien Wählern mit seiner Riesenbrezel gratis für ein neues Miteinander wirbt, steht dort schon das dritte Jahr. Es wird wohl das letzte sein, den Anfang des Jahres hatte die Grundstückseigentümerin Schwäbische Wohnungs AG mitgeteilt, die Brache auf dem A 1-Gelände hinterm Hauptbahnhof im Winter bebauen zu wollen. Es hieß, die Würfel seien zu Gunsten eines weiteren Hotels mit 140 Zimmern im Viersternesegment gefallen. Das Unternehmen hat angekündigt, in dem 60 Meter hohen Gebäude sollen auch hochwertige Servicewohnungen entstehen. Die Schwäbische Wohnungs AG und das Hamburger Bankhaus Wölbern hatten das Gelände 2007 von der Deutsche Bahn Services Immobilien AG erworben. Im Oktober 2008 präsentierten sie das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, den das Büro Grüntuch und Ernst gewonnen hatten.

 

Der Geschäftsführer der Schwäbischen Wohnungs AG, Tobias Fischer, hatte im Februar 2010, als bekannt wurde, dass es eine Baugenehmigung für das Gerüst gibt, um Verständnis gebeten. Er sagte, mit den Erlösen könne er wenigstens die Zinsen für das ungenutzte Grundstück bezahlen, das etwa zwölf Millionen Euro wert sein dürfte.

Bis zu 600 000 Euro Brutto-Miete

Im Technischen Ausschuss des Gemeinderats war die Zwischennutzung des Areals als Werbeplakatstandort von der Verwaltung „als Katastrophe“ bezeichnet worden. Es werde dadurch der Eindruck erweckt, das A-1-Gelände sei ein verlassener Hinterhof. Rechtlich war die Nutzung aber nicht zu beanstanden. Davon profitiert der Stadtmöblierer Kai Ilg, denn er hat vom Eigentümer des 1947 Quadratmeter großen Eckgrundstücks, die Genehmigung erhalten, dort ein 26 Meter hohes Baugerüst aufstellen zu dürfen, das zwölf Meter über die Stützmauer an der Heilbronner Straße herausragt. Daran sind drei Werbetafeln mit je 15 mal elf Meter Fläche angebracht. Ein Banner bringe bei optimaler Vermarktung laut Branchenexperten bis zu 600 000 Euro Bruttomiete pro Jahr.

Auf der Internetseite von Ilg Außenwerbung wird der Standort als „sehr gut“ bezeichnet, unter anderem wegen der „täglichen Stauzone“. 85 000 Augenpaare schauen täglich auf die Plakate – auch nachts, denn die Werbetafel ist beleuchtet.