Mit seinen Besuchen in Kuba und Argentinien stellt US-Präsident Barack Obama wichtige Weichen neu: Die USA gewinnen in Lateinamerika politisch und ökonomisch an Gewicht, kommentiert Wolfgang Kunath.

Rio de Janeiro - Barack Obama war noch gar nicht losgeflogen, da konnte man seine Reise nach Kuba und Argentinien schon als strahlenden politischen Erfolg verbuchen. Im Fall Kubas liegt das daran, dass Obama eine lange überfällige Wende der US-Außenpolitik vollzogen hat: das Verhältnis zu Kuba vom Eise des Kalten Krieges zu befreien. Obama hat also erst mal ordentlich vorlegt, und seine 48 Stunden auf der Insel waren sozusagen der Lohn dieser politischen Anstrengung, der man getrost das Prädikat „historisch“ verleihen kann.

 

Im Fall Argentiniens liegen die Dinge etwas anders. Da profitiert die US-Diplomatie von den Veränderungen, die das Gastland ebenso ergriffen haben wie die ganze Region. Denn China, Russland oder der Iran, die sich den lateinamerikanischen Ländern in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren als politische und wirtschaftliche Partner angedient haben, sind zurzeit eher auf dem Rückzug. Die Phase blendender Konjunktur ist bei ihnen vorbei. Sie fragen weniger Kupfer, Eisenerz, Soja oder Öl nach, was von Mexiko bis hinunter nach Feuerland ökonomische Verwerfungen auslöst. Das gibt den US-Amerikanern die Chance, verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Ein Wirtschaftsliberaler wie der Argentinier Macri, der die unverblümt antiamerikanische Cristina Kirchner abgelöst hat, ist dafür der ideale Partner.