US-Präsident Barack Obama sorgt mit seinen Plänen zur CO2-Reduzierung für Wirbel. Die Klimaziele sind gut zu erreichen, da in den nächsten Jahren viele Kraftwerke ausgetauscht werden.

Stuttgart - Ehrgeizig ist das neue Klimaziel der USA nicht wirklich. In 15 Jahren sollen die Kraftwerke des Landes rund ein Drittel weniger CO2 ausstoßen als 2005. Das dürfte keine großen Schwierigkeiten bereiten, da die USA ihr Energiesystem ohnehin gerade umkrempeln. Sie stellen von Kohle auf Erdgas um, das sie durch neue Bohrmethoden und Fracking selbst fördern. Das allein reduziert den CO2-Ausstoß, da die durchschnittlichen Emissionen eines US-amerikanischen Kohlekraftwerks etwa doppelt so hoch sind wie die eines Gaskraftwerks.

 

Schon nach den jüngsten Daten, die aus dem Jahr 2013 stammen, liegen die USA rund 15 Prozent unter den Emissionen des Jahres 2005. Es fehlen also von heute aus gerechnet weitere 20 Prozent, und dafür hätten die USA doppelt so lange Zeit. Die Emissionen von Kohlekraftwerken sind zwischen 2005 und 2013 sogar um 20 Prozent gefallen. Es sind rund 100 Kohlekraftwerke weniger am Netz als damals, und auch in den kommenden Jahren wird deren Zahl sinken. Neben den neuen Regelungen der US-Umweltbehörde EPA und den sinkenden Gaspreisen spielt in den USA auch der Sierra Club eine wichtige Rolle.

Das Online-Nachrichtenportal „Politico“ berichtet, dass der populäre Umweltverband seit einigen Jahren Anwälte zu lokalen Anhörungen schickt. Sie dringen auf bessere Filter und höhere Effizienz der Kraftwerke, was nicht selten bedeutet, dass sich diese nicht mehr rechnen. Der frühere Bürgermeister New Yorks, Michael Bloomberg, unterstützt die Kampagne mit 50 Millionen US-Dollar.

Die erneuerbaren Energien legten in den USA zwischen 2005 und 2013 hingegen zu: die Windenergie um das Neun- und die Solarenergie um das 15-Fache. Gemessen an der US-Stromproduktion sind es zwar weiterhin bescheidene vier Prozent, aber trotzdem stammte 2013 aus diesen Quellen schon doppelt so viel Energie wie von deutschen Windrädern und Solaranlagen. Eine Reihe von US-Bundesstaaten ist auch schon weiter als das Land. Der Vorreiter Kalifornien hat seine eigene Stromproduktion aus Kohle zwischen 2005 und 2013 auf ein Viertel zurückgefahren und die aus Windrädern verdreifacht. Fotovoltaik lieferte damals nur zwei Gigawattstunden Elektrizität im Jahr – im Jahr 2013 waren es 3649. Allerdings sind die Emissionen von Treibhausgasen in dieser Zeit nicht gesunken, weil eine Reihe von Gaskraftwerken hinzukam.

Mit seinem Plan unterlegt US-Präsident Barack Obama die Klimaziele, die er mit China vereinbart und an das Klimasekretariat der Vereinten Nationen gemeldet hat: Um 26 bis 28 Prozent sollen die gesamten CO2-Emissionen in zehn Jahren unter denen des Jahres 2005 liegen.

Diese Selbstverpflichtung, die gebrochen werden kann, ohne Sanktionen befürchten zu müssen, ist die erste substanzielle Ankündigung der USA in der internationalen Klimadiplomatie. Sie wird von Klimaforschern einhellig begrüßt, weil sie es beim UN-Klimagipfel in Paris im Dezember anderen Staaten erleichtern dürfte, an einem Abkommen mitzuwirken. Der „Climate Action Tracker“, der von Forschungsinstituten betrieben wird, wertet die Selbstverpflichtung der USA als Fortschritt, der aber den bisherigen Emissionen und der daraus erwachsenden Verantwortung für den Klimawandel noch nicht gerecht wird.