In der Flüchtlings- und Obdachlosenunterkunft in der Leonberger Straße in Weissach mussten zwei Räume aus hygienischen Gründen geschlossen werden.

Niemand lebt gerne in einem Flüchtlings- oder Obdachlosenheim. Während einige Bewohner trotzdem versuchen, pfleglich mit der Einrichtung umzugehen, sind andere, entweder aus Unwissenheit oder voller Absicht, weniger umsichtig. Diese Erfahrung hat zuletzt die Gemeinde Weissach mit der Unterkunft in der Leonberger Straße 30 in Flacht gemacht. Zwei der drei Küchen sind so kaputt und verwahrlost, dass sie nicht mehr benutzt werden können. Das Ziel ist nun, eine teure, dafür langlebige Edelstahlküche einbauen zu lassen.

 

Die allgemeine Flüchtlingssituation in Weissach beschrieb der neue Weissacher Bürgermeister Jens Millow im Gemeinderat als recht entspannt, vor allem im Vergleich zum Landkreis Ludwigsburg. Die Not, die dort vielerorts herrscht, sehe er im Kreis Böblingen nicht, womöglich habe man hier früher oder anders auf entsprechende Veränderungen reagiert. Aktuell sind in Weissach etwa 90 Flüchtlinge allein aus der Ukraine untergebracht, der nötige Wohnraum sei ausreichend vorhanden. „Wir hätten sogar noch Kapazitäten“, sagte Jens Millow.

Die Arbeitsplatten sind durchgefault

Probleme gibt es derweil mit der Unterkunft in der Leonberger Straße. Dort sind sowohl Flüchtlinge übergangsweise untergebracht, die sich bereits in der Anschlussunterbringung befinden, also deren Flüchtlingsstatus anerkannt wurde, als auch deutsche Obdachlose. Diese Unterkünfte bilden keine langfristige, sondern lediglich eine Notlösung, damit die Menschen nicht auf der Straße sitzen, bis sie eine andere Bleibe gefunden haben.

Die Bewohner müssen „weitgehende Einschränkungen ihrer Wohnansprüche hinnehmen“, erklärte Julia Wagner, Sachgebietsleiterin Ordnung und Bürgerdienste. Nicht nur deshalb, schon aufgrund der hohen Fluktuation entsteht keine Bindung zwischen Bewohnern und Gebäude, das Inventar wird oft entsprechend behandelt. „Das ist kein Weissacher Problem, das gibt es überall“, sagte Jens Millow.

In der Leonberger Straße hat das Problem allerdings bisher ungeahnte Ausmaße angenommen. Wegen „mangelnder Hygiene durch unsachgemäße Nutzung der Bewohner“ mussten die Küche im Erdgeschoss sowie die im Obergeschoss geschlossen werden. Nur noch die Küche im Dachgeschoss steht zur Verfügung. „Das Ceran-Kochfeld ist kaputt, da jemand mehrfach direkt darauf einen Shisha-Grill benutzt hat“, berichtete Julia Wagner. Stehendes Wasser wurde zudem nie von den Arbeitsplatten entfernt, woraufhin diese zu faulen begannen.

Edelstahl für mehr Langlebigkeit

„Wir wollen jetzt eine Edelstahlküche einbauen.“ Diese sei in der Anschaffung zwar teurer, so etwas wie mit der verfaulten Platte werde damit aber nicht mehr passieren. „Es geht also nicht darum, hier etwas besonders Hochwertiges hinzustellen, sondern etwas Langlebiges“, ergänzte Jens Millow. Zwar sei eine Edelstahlküche in der Anschaffung etwa doppelt so teuer wie andere Küchen in der Größe – der Gemeinde liegt ein Angebot in Höhe von rund 10 000 Euro vor. „Aber man wird immer schwarze Schafe dabeihaben, so haben wir etwas von Dauer.“

Aktuell sind in dem Haus in der Leonberger Straße 26 Menschen untergebracht, darunter Flüchtlinge aus der Ukraine und anderen Ländern sowie Obdachlose aus Deutschland. Adelheid Streckfuß (Unabhängige Liste) fragte sich, wie eine Küche für so viele Menschen ausreichend sein soll, und sorgte sich vor allem um die Familie mit fünf Kindern, die dort untergebracht ist. Eine andere Lösung gebe es so kurzfristig aber leider nicht, so Millow. „Wir können die anderen Küchen nicht freigeben, die Benutzung wäre gesundheitsgefährdend.“

Eine Küche ist rechtlich ausreichend

Rechtlich gesehen ist die einzelne Küche im Dachgeschoss in der jetzigen Situation ausreichend, erklärte Julia Wagner. „Ziel der Gemeindeverwaltung ist es jedoch, die Belegungszahlen in allen Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünften zu erhöhen.“ Der Bau einer neuen Küche sei daher sinnvoll.

Ein Beschluss ist für den Einbau der Küche nicht notwendig, der Gemeinderat nahm den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Für die Zukunft bat Adelheid Streckfuß noch darum, die Aufklärung darüber, wie Geräte und Inventar richtig zu benutzen und zu behandeln sind, in den Sprachen der jeweiligen Bewohner vorzunehmen. Denn zwar wurden die Bewohner der Verwaltung zufolge mehrfach auf das Fehlverhalten in den Küchen hingewiesen. In einer fremden Sprache verstünden es die meisten aber schlicht nicht.