Die steigende Wohnungsnot treibt Familien zunehmend in die Obdachlosigkeit, 135 leben derzeit in Sozialpensionen. Stuttgart will sie besser betreuen.

Stuttgart - Bett, Kühlschrank, Waschbecken, mehr ist nicht. Sozialhotels sind nicht für Kinder geeignet, und doch leben derzeit 258 in solchen Unterkünften, die meisten bis zu einem Jahr. Innerhalb von fünf Jahren ist die Vermittlung von Familien in eine der 37 Stuttgarter Sozialpensionen um 117 Prozent auf 135 Familien und Alleinerziehende gestiegen. „Es ist schlimm, zu entdecken, dass Kinder die Hauptbetroffenen der Wohnungsnot sind“, sagte SPD-Stadtrat Hans-Peter Ehrlich am Montag, als Sozialbürgermeister Werner Wölfle den Sozialauschuss über Fakten und Vorhaben informierte.

 

Bei den Wohnungspreisen können einige nicht mithalten, insbesondere Alleinerziehende, Arbeitsmigranten sowie anerkannte Flüchtlinge, die zuvor bereits drei Monate in einer privaten Unterkunft gewohnt haben. Bei manchen scheiterten Mit-Wohnverhältnisse, bei anderen ist die Werkswohnung zu klein für die nachziehende Familie, bei dritten ging eine Trennung voraus. 19 Familien sind deutscher Herkunft, 17 sind aus Syrien, 14 aus Rumänien, zwölf aus dem Irak, zehn aus Bulgarien, sieben aus Italien. Die anderen verteilen sich auf 16 weitere Länder auf dem europäischen Kontinent sowie aus Afrika.

Für Stadtrat Heinrich Fiechtner vom Bündnis Zukunft Stuttgart 23 (früher AfD) war die Herkunft der Familien Anlass zu fragen, „wer da versorgt wird“ und aufgrund welcher „Rechtsnorm“, insbesondere da man in Stuttgart „ein Zigeunerproblem“ habe. Diesem Personenkreis Verbesserungen anzubieten, wecke „sicher keine Freude in der indigenen Bevölkerung“, setzte Fiechtner nach. Sozialbürgermeister Werner Wölfle verwies Fiechtner auf das Polizeigesetz, das die Beseitigung von Obdachlosigkeit gebiete. „Am Schluss trifft’s immer die Kommune.“ Man stelle anerkannten Flüchtlingen, deren Familie nachkomme, auch Räume in Asylunterkünften zur Verfügung, wenn sich dort die Situation entspannt habe.

Bei der Unterbringung allein soll es nicht bleiben. Während der Haushaltsplanberatungen hatten Grüne und SPD die Schaffung weiterer Stellen in der Sozialverwaltung eingefordert, damit die Familien in den Sozialunterkünften sowohl pädagogische Hilfen als auch Fallmanager zur Seite bekommen. Diese Mitarbeiter sollen nach Vorstellung der Sozialverwaltung den Familien helfen, mit den besonderen Lebensverhältnissen in Sozialhotels zurecht und auf die eigenen Füße zu kommen und sie auf den allgemeinen Wohnungsmarkt oder auf die 53 Plätze im betreuten Übergangswohnen zu überführen; die Verweildauer liegt dort mangels Sozialwohnungen momentan bei zwei Jahren. Stadt, Caritas und Vector-Stiftung werden im Neckarpark weitere Sozialpensionen bauen und auch dort präventive Angebote machen.

Clarissa Seitz (Grüne) begrüßte die Baupläne im Neckarpark, mahnte aber wie Stadträtin Ilse Bodenhöfer-Frey (Freie Wähler) an, dass weitere Sozialwohnungen geschaffen werden müssten. Sibel Yüksel (FDP) und Laura Halding-Hoppenheit (SÖS/Linke plus) hoffen auf den Erfolg der Fallmanager. Markus Bott (CDU) fragte nach dem baulichen Zustand der Sozialhotels und erhielt von Wölfle die Antwort: „Dieses Geschäftsfeld rechnet sich extrem gut. Aber das heißt nicht, dass der bauliche Zustand extrem gut ist.“ Marita Gröger schlug eine Klausur zum Thema vor, gemeinsam mit dem Jugendhilfeausschuss und dem Schulbeirat, „denn in den Schulen gibt es zunehmend Kinder aus prekären Wohnverhältnissen“. Der Sozialbürgermeister will Grögers Anregung aufgreifen.