Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Grüne und SPD wollen diesmal erklärtermaßen die alten Fehler nicht wiederholen. Zwar kann es sich keine der beiden Parteien leisten, auf einen eigenen Kandidaten von vornherein zu verzichten – so das Ergebnis von informellen Gesprächen schon im Herbst vergangenen Jahres. Eine gemeinsame Strategie zumindest für den zu erwartenden zweiten Wahlgang ist aber eine ernsthafte Option. „Ich setze darauf, dass die grün-rote Koalition im Land eine beflügelnde Wirkung hat und wir uns in Stuttgart darauf verständigen können, dass Grün-Rot vor einem zweiten Wahlgang den schwächeren Kandidaten zurückzieht“, hat dieser Tage der grüne Kreischef Philipp Franke im Interview mit der Stuttgarter Zeitung geäußert. Ähnliche Töne kommen von den Genossen. „Es gibt eine Tendenz, dass sich Grüne und SPD gegenseitig unterstützen, falls es einen zweiten Wahlgang gibt“, so die Ratsfraktionschefin Roswitha Blind. Diese Überlegungen haben übrigens möglicherweise Auswirkungen auf das Personaltableau. Denn der grüne Boris Palmer ist seit seiner Wahlempfehlung für OB Schuster für viele Sozialdemokraten „regelrecht ein rotes Tuch“, wie es bei den Genossen heißt.

 

Vor allem die Grünen stehen unter Druck, nach der Macht in Baden-Württemberg nun auch das Rathaus der Landeshauptstadt zu erobern. Genährt wird die Hoffnung durch die jüngsten Erfolge bei der Kommunalwahl 2009, als die Grünen zur stärksten Fraktion avancierten, und bei der Landtagswahl 2011, als die Grünen drei von vier Direktmandate eroberten.

Tatsächlich spielt auch und gerade bei einer Oberbürgermeisterwahl sehr viel stärker als bei anderen Wahlen die Persönlichkeit der Kandidaten eine Rolle. Und so werden die Christdemokraten Grün-Rot das Feld nicht kampflos überlassen – auch wenn der Amtsbonus jetzt fehlt. Die Bundestagswahl im Herbst 2009 hat angedeutet, dass ein christdemokratischer Bewerber Siegchancen hat. Der CDU-Kreischef Stefan Kaufmann selbst und Schusters frühere rechte Hand Karin Maag haben damals am Nesenbach die Direktmandate geholt. Und auch Schusters Wahlerfolge sind ein Beleg für die Durchsetzungskraft der Union – wenn sich nur die Partei geschlossen hinter einem Bewerber versammelt.

Unabhängig davon wird auch die CDU versuchen, Koalitionen zu zimmern, etwa mit der FDP und den Freien Wählern. Darüber hinaus jedoch muss es der Union gelingen, einen Bewerber zu finden, der, wie Kaufmann sagt, „eine Ausstrahlungskraft auch in jene Kreise hat, in denen wir uns mit der CDU in der Breite schwertun“.